
Glaubwürdigkeit und Vertrauen als Erfolgsfaktoren
Mär. 2013Nichtübertragbare Krankheiten
actionsanté. Die Konsumenteninformation stand bei der 4. Jahreskonferenz von actionsanté am 13. November 2012 in Bern im Zentrum. «Viele Konsumentinnen und Konsumenten wünschen sich Entscheidungshilfen bei der gesunden Wahl von Lebensmitteln», betonte Andrea Arz de Falco, Vizedirektorin des Bundesamts für Gesundheit. Fachleute aus dem In- und Ausland diskutierten in Bern Erfahrungen und Lösungsvorschläge.
Viel Lob für das Engagement der Schweiz zugunsten einer gesunden Ernährung überbrachte João Breda, Regionalbeauftragter in Europa für Ernährung, körperliche Aktivität und Adipositas der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Schweiz sei mit ihren Anstrengungen in diesem Bereich ein Musterbeispiel und somit führend in Europa. «Die Bekämpfung von ernährungsbedingten und nichtübertragbaren Krankheiten zählt heute zu den grössten und schwierigsten Herausforderungen für die internationale öffentliche Gesundheit», schilderte João Breda. Die WHO setze sich unter anderem für eine Förderung des gesunden Konsums durch Fiskal- und Marktpolitik, eine Eliminierung von Transfetten in Nahrungsmitteln, eine Salzreduktion und die Förderung aktiver Mobilität ein.
Gesunde Lebensmittelwahl
Wie wichtig eine einheitliche Information und Kennzeichnung für eine gesunde Ernährung sind, zeigte Esther Infanger, Projektleiterin der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung (SGE), in ihrem Referat auf. Denn jeder zweite Konsument hat offenbar Schwierigkeiten, ernährungsbezogene Informationen auf Verpackungen zu verstehen; und jeder fünfte bekundet laut der SGE Mühe, zu beurteilen, was eine gesunde oder ungesunde Ernährung ist. «Schweizer Konsumenten achten beim Einkauf vor allem auf die Haltbarkeit, den Geschmack, die Frische und die Gesundheit», berichtete Esther Infanger. Ernährungsinformationen und Angaben zu den Nährwerten hingegen würden weniger beachtet, woraus sich die Frage ergibt, wie die Konsumenten den gesundheitlichen Wert von Lebensmitteln beurteilen. «Wir stellen in der Schweiz eine mangelnde Ernährungskompetenz fest», kam die Referentin zum Schluss und forderte von allen Stakeholdern die Vermittlung von denselben Botschaften und Empfehlungen. Das Vertrauen in eine Botschaft sowie der effektive Nutzen der Information sind für Alexandre Voirin, Leiter der Forschungsabteilung Food Consumer Interaction von Nestlé, entscheidend, damit Konsumenten die Kommunikation rund um ein Produkt überhaupt berücksichtigen.
Konsumenteninformation: Umfeld für gesunde Entscheide schaffen
«Der Kunde soll verantwortungsbewusst und eigenständig Entscheidungen beim Einkauf von Lebensmitteln treffen können», forderte Mathieu Fleury, Generalsekretär der Fédération romande des consommateurs (FRC), und wies darauf hin, dass gerade bei der Information auf den Produkten zu den Nährwerten noch Verbesserungspotenzial bestehe. «Die Industrie und der Handel haben nach Auffassung der Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen die Verantwortung mitzutragen, damit ein Umfeld geschaffen werden kann, das gesunde Entscheide begünstigt», so Mathieu Fleury. Ende 2011 untersuchten die FRC und ihre Allianzpartner in der gross angelegten Studie KIWI 2 die an Kinder und Jugendliche gerichtete Werbung im Schweizer Fernsehen. Resultat: Mehr als die Hälfte der Spots warb für Fast Food, gefolgt von Snacks und Süssigkeiten. McDonald’s, ab 2013 ebenfalls Mitglied des Swiss Pledge, war laut Mathieu Fleury für die Hälfte der Werbebeiträge verantwortlich.
Gezielt und glaubwürdig
Am runden Tisch wurde unter der Leitung von Iwan Rickenbacher die Frage diskutiert, wie Konsumenten in Zukunft besser informiert werden können. Mathieu Fleury sprach sich dabei nicht für mehr, sondern für gezielte und glaubwürdige Informationen aus. Dass zu viele und teilweise widersprüchliche Informationen die Konsumenten auch müde und resigniert werden lassen, gab Esther Infanger zu bedenken. Je nach Kultur und Herkunft müsse die Information anders daherkommen, waren sich alle Beteiligten einig. «Die Bildung ist ein entscheidender Faktor, wie eine Botschaft bei den Konsumenten ankommt», betonte João Breda. Information müsse interessant verpackt sein, um eine Veränderung im Bewusstsein und Handeln zu bewirken. Mit den sozialen Medien habe man ein wertvolles Werkzeug für die effiziente Information zur Hand. Gefordert wurde ein neuer Dialog zwischen Konsumenten, Wissenschaft und Wirtschaft für mehr Glaubwürdigkeit und Vertrauen.
Neue Aktionsversprechen
Vier Partner von actionsanté stellten ihre neuen Aktionsversprechen vor. «Wir wollen unsere Mitarbeitenden mit verschiedenen Massnahmen unter anderem dazu ermutigen, für den Weg von ihrem Wohnsitz zur Arbeit das Velo als Transportmittel zu verwenden», informierte Beatrice Choisy, Senior Sales & Relationship Manager und Co-Leiterin des Gesundheitsprogramms «HealthAhead Suisse» der GE Money Bank. Mit einer Zuckerreduktion von 5 bis 10 Prozent bei über 50 Joghurtprodukten möchte die Migros ein Zeichen setzen, wie Eva Skiadas, Category Field Manager Dessert/Joghurt der Migros, erläuterte. Seit 2010 engagiert sich die Selecta AG mit dem Programm fresh + fit im Rahmen der Initiative actionsanté für eine ausgewogene Pausenverpflegung in Schulen. Nun öffnete das Unternehmen laut Anne Irigoyen, Marketing-Direktorin und Mitglied der Geschäftsleitung von Selecta Schweiz, das Angebot fresh + fit auch für andere Branchen sowie die öffentlichen Automaten. Mit der Einhaltung von Mindestkriterien bekennen sich die Mitgliedsfirmen des Aktionsversprechens Swiss Pledge zu verantwortungsvollen Werbepraktiken. So verzichten in der Schweiz Coca-Cola, Danone, Intersnack, Kellogg, Kraft Foods, Mars, Nestlé, PepsiCo, Procter & Gamble, Unilever und Zweifel Pomy-Chips freiwillig auf Produktwerbung, die sich an Kinder unter 12 Jahren richtet – wenn definierte Nährwertprofile nicht erfüllt werden.
Sitzen und essen wir immer mehr?
1 Frage, 49 Antworten – das Monitoring-System Ernährung und Bewegung
Die vierte Aktualisierung der Indikatorensammlung des Monitoring-Systems Ernährung und Bewegung (MOSEB) vom 21. Juni 2012 ist ein weiterer wichtiger Entwicklungsschritt: Sämtliche der 49 Indikatoren sind nun erfasst und abgebildet.
Neu hinzu kamen die 3 Indikatoren «Sitzen und Ruhen», «Bauchumfang» und «Mikronährstoffe». Zudem sind viele neue Erkenntnisse – beispielsweise zur Prävalenz von Essstörungen – in bestehende Indikatoren aufgenommen worden.
Neue Broschüre und Faltblatt
Das Faltblatt erklärt auf einfache Weise, wie das MOSEB funktioniert und welche Informationen darin enthalten sind. Die Broschüre stellt 22 ausgesuchte Indikatoren vor. Beide Publikationen können kostenlos in gedruckter Form bestellt werden und sind auch online verfügbar.
MOSEB Infomail
Das neue Infomail erscheint zwei- bis dreimal pro Jahr und informiert über die
aktuellen Entwicklungen rund um das MOSEB.
Link zum Thema: www.moseb.ch
Kontakt:
Nadine Stoffel-Kurt und Kathrin Favero, Sektion Ernährung und Bewegung,
nadine.stoffel-kurt@bag.admin.ch und kathrin.favero@bag.admin.ch
Kontakt
Alberto Marcacci, Stv. Sektionsleiter, Sektion Ernährung und Bewegung, alberto.marcacci@bag.admin.ch