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Wie Architektur und Raumplanung Bewegung fördern

Ausgabe Nr. 134
Jun. 2022
Bewegung

Mit einfachen baulichen und umgebungsgestalterischen Mitteln können Architektur und Raumplanung zu einem bewegungsfreundlichen Umfeld beitragen und dadurch unsere Bewegung und Gesundheit steigern. Dazu braucht es eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Fachpersonen aus den Bereichen Raumplanung, Architektur, Landschaftsarchitektur, Gesundheit, soziale Arbeit, Verkehr und Umwelt und möglicherweise weiteren.

Einladende Treppenaufgänge und ein Lift, der nicht auf den ersten Blick zu sehen ist. Ein sicherer und attraktiver Veloweg zur Arbeit, gepaart mit genügend geschützten Veloparkplätzen in der Nähe des Büroeingangs: Unser Bewegungsverhalten kann durch die Bau- und Umgebungsgestaltung stimuliert werden. Damit eine Umgebung zu mehr Bewegung und Sport anregt, braucht es durchdachte Siedlungsplanungen und -strukturen: zusammenhängende Fuss- und Velowegnetze, gute ÖV-Anschlüsse, kurze Wege zum Einkaufen, ein attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld sowie einfach zugängliche Naherholungsgebiete und Sportanlagen. Steht das Bürogebäude in der Nähe eines Parks, lässt es sich komfortabler draussen essen, und die Menschen gehen gerne einige Schritte zum Picknickplatz.

Nutzerinnen und Nutzer früh einbeziehen

Für eine bewegungsfördernde Siedlungsentwicklung ist eine gemeinsame Planung von Fachpersonen aus den Bereichen Raumplanung, Landschaftsarchitektur, Architektur, Verkehr und Umwelt, aber auch aus der Gesundheits- und Bewegungsförderung und der sozialen Arbeit essenziell. Die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer sollen frühzeitig einfliessen können. «Wichtig ist dabei stets die Kommunikation», sagt Sabina Ruff, Dozentin und Expertin für Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung: «Den Beteiligten muss adressatengerecht erklärt werden, in welcher Form sie einwirken können und wie ihre Ideen und Beiträge in den weiteren Prozess einfliessen. Dazu braucht es ein gutes Konzept, wie, in welcher Phase, mit welchen Methoden und zu welchem Zweck die Betroffenen eingebunden werden. Es geht darum, die Menschen zu einer Co-Kreation einzuladen.» Insbesondere vulnerable Gruppen wie sozial benachteiligte oder ältere Menschen, aber auch Kinder oder Menschen mit Behinderungen sollen in diesen Partizipationsprozessen nicht vergessen werden. «Hier braucht es vor allem Zeit, ein Netzwerk mit Schlüsselpersonen aufzubauen und das Interesse, sich auf Gespräche mit den jeweiligen Gruppen einzulassen. Die Ergebnisse müssen anschliessend übersetzt werden, um sie für Expertinnen und Experten der Planung verfügbar zu machen oder zur Weiterbearbeitung aufzubereiten», so Sabina Ruff.

Bedürfnisse ausloten und Fusswege reaktivieren

Acht Bundesämter unter der Federführung des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) unterstützen das Programm «Modellvorhaben nachhaltige Raumentwicklung 2020–2024». Das BAG begleitet fünf Projekte in den Themenschwerpunkten «Siedlungen, die kurze Wege, Bewegung und Begegnung fördern» und «Landschaft ist mehr wert», die innovative Ideen für ein bewegungsförderndes Umfeld umsetzen. Die Projekte zeigen, dass ein ganzheitliches, interdisziplinäres und partizipatives Vorgehen einer nachhaltigen Raumentwicklung und damit auch der Bewegung und Gesundheit der Bevölkerung zugutekommt.

Das Projekt «Fussverbindungen: Alltagswissen und -wege vernetzen in der Region Frauenfeld» ist eines dieser Vorhaben. Es hat zum Ziel, in einem Frauenfelder Quartier und in zwei Gemeinden der Region das Wissen der Bevölkerung über Fuss- und Schleichwege abzuholen und diese wieder zu neuem Leben zu erwecken und zu vernetzen. So wird evaluiert, wo fehlende Wege unser Bewegungsverhalten einschränken oder neue und attraktive Fusswegverbindungen es fördern könnten.

Ein weiteres Modellvorhaben wird im Entwicklungsgebiet Stettenfeld in Riehen (BS) durchgeführt. Auf rund 18 Hektaren soll dort ein attraktives, familien- freundliches und nachhaltiges Wohnquartier entstehen. Die verschiedenen Akteure können in einem Klärungs- und Partizipationsprozess ihre Interessen einbringen. In der Quartierentwicklung wird ein spezielles Augenmerk auf kurze Wege und Bewegungs- und Begegnungsförderung gelegt – mit Hilfe von Grünräumen, Freizeitnutzung und Sportanlagen.

Bewegung schafft Begegnung

Ein attraktives Wohnumfeld fördert nicht nur die Bewegung, sondern auch die Teilhabe von Menschen am sozialen Geschehen. Dies steigert neben der physischen auch die psychische und soziale Gesundheit. Und der Ansatz hat noch weitere positive Nebenwirkungen: Parks und andere Grünflächen kommen neben ihrer bewegungsfördernden Funktion auch der Hitzeprävention und Luftqualität zugute und stellen Lebensraum für die Biodiversität her. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt darum für alle Menschen einen Grünraum innerhalb von 300 Metern. Dies wird im kürzlich erschienenen Heft «Forum für nachhaltige Raumentwicklung» zum Thema «Raumentwicklung und Gesundheit» des ARE in Zusammenarbeit mit dem BAG genauer erörtert. Weitere Informationen zum Thema Bewegung durch Raumplanung liefert das Themenheft «Bewegung, bitte!», das der Verlag Hochparterre gemeinsam mit dem BAG erarbeitet und im Dezember 2021 publiziert hat.

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Kontakt

Nicole Ruch
Abteilung Prävention nichtübertragbare Krankheiten

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