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Ein Badisommer freut viele – aber nicht alle

Ausgabe Nr. 124
Mai. 2019
Gesund altern

Hitzewellen. Ein Sommer wie 2018 macht viele glücklich. Für ältere Menschen können Hitzesommer, die in Zukunft immer häufiger werden, aber eine gesundheitliche Belastung sein. Um die Gesundheit der älteren Bevölkerung während der heissen Tage zu schützen, hat das BAG Präventionsmaterial für die Bevölkerung, für Fachpersonen und Behörden erarbeitet.

Heisse Sommer werden gemäss den neuen Klimaszenarien CH2018 in der Schweiz zunehmen und extremer ausfallen. Am grössten ist die Hitzebelastung in den bevöl-kerungsreichen städtischen Gebieten in tiefen Lagen. Die Aus-wirkungen von Hitze auf die Gesundheit sind vielschichtig. Hohe Temperaturen beanspruchen den Organismus des Menschen und können zu Problemen des Herz-Kreislauf-Systems, Atembeschwerden, Nierenversagen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH) hat mit Unterstützung des BAG und des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) diverse Untersuchungen zu den Auswirkungen hoher Temperaturen auf die Gesundheit durchgeführt. Die Studienergebnisse geben zum Beispiel Auskunft über kritische Schwellenwerte und vulnerable Personengruppen. Aus den Resultaten lassen sich gezielte Präven-tionsmassnahmen ableiten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die zunehmende Hitzebelastung vor allem für ältere Personen von gesundheitlicher Bedeutung ist. Das hitzebedingte Sterberisiko ist an Hitzetagen selbst am grössten, aber auch in den darauffolgenden Tagen noch deutlich erhöht. Für Personen ab 75 Jahren besteht in der Woche nach einem Tag mit Temperaturen ab 32 Grad Celsius ein um 15 Prozent erhöhtes Sterberisiko (gegenüber einem Tag mit 21 Grad Celsius).

Zusätzlichen Hitzestress verursachen sogenannte Tropennächte, wenn das Thermometer nicht unter 20 Grad Celsius fällt. Der Körper kann sich aufgrund fehlender Nachtabkühlung nicht ausreichend erholen. Dies zeigte eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Temperatur und Sterblichkeit im Zeitraum 1995 bis 2013 in acht Schweizer Städten. Auch im Hitzesommer 2015 war die Zusatzsterblichkeit mit 9,7 Prozent bei den 75- bis 84-Jährigen am grössten. Damals starben in der Schweiz 5,4 Prozent mehr Menschen (rund 800 Personen) als sonst zu dieser Jahreszeit. Auch Notfall-Spitaleintritte sind an Hitzetagen und in Tropennächten erhöht. Wiederum ist der Effekt bei der älteren Bevölkerung akzentuiert.

Ältere, chronisch kranke und pflegebedürftige Personen benötigen während der heissen Tage besondere Aufmerksamkeit. Sensibilisierung ist bei verschiedenen Zielgruppen wichtig. Bei Betroffenen, die professionell betreut werden (zu Hause oder in Heimen), kann auf Fachpersonen gesetzt werden. Anders bei Risikopersonen, die nicht engmaschig von Fachpersonen begleitet werden. Hier ist die Sensibilisierung der Bevölkerung besonders wichtig, damit zum Beispiel die nachbarschaftliche Unterstützung greift. Nach dem Hitzesommer 2003 haben das BAG und das BAFU zu diesem Zweck Informationsmaterial zum Schutz bei Hitzewellen erarbeitet. Dieses macht auf die Gefahren von Hitzestress aufmerksam und liefert Verhaltenstipps. Das Informationsmaterial richtet sich an Fachpersonen und die Bevölkerung. Flyer und Plakate können über die Website www.hitzewelle.ch bestellt werden.

Massnahmen zur Prävention von hitzebedingter Krankheit und Sterblichkeit sollten im Frühling geplant werden, damit sie ab Juni greifen. Denn bereits moderate Sommertemperaturen führen zu einer erhöhten Sterblichkeit: Die ersten Hitzetage sowie warmen Nächte im Jahr sind die kritischsten.

Für Behörden hat das Swiss TPH 2017 im Auftrag des BAG einen Massnahmenkatalog im Umgang mit Hitzewellen erarbeitet. Die Toolbox umfasst Massnahmen auf drei Ebenen: Bildung und Information vor dem Sommer, spezielle Massnahmen während eines Extremereignisses (Hitzewelle) sowie Massnahmen für die langfristige Anpassung an die zunehmende Hitzebelastung. Diverse Massnahmen haben den Schutz der älteren Bevölkerung zum Ziel (z. B. Massnahmen 1, 2, 3, 7, 10, 12 gemäss Liste unten).

Insbesondere Kantone der Westschweiz und des Tessins haben bereits Erfahrung mit solchen Massnahmenplänen – und sind damit erfolgreich, wie eine im Jahr 2016 durchgeführte Evaluation des Swiss TPH im Auftrag des BAG zeigt.

Ebene A

Bildung und Information
1.  Verteilung von Informationsmaterial: Sensibilisierung und Information
2.  Aus- und Weiterbildung im Gesundheits-wesen
3.  Medienmitteilung oder Hintergrundartikel in Printmedien / Radio / TV / sozialen Medien
4.  Informationen zum Thema Hitze und Gesundheit auf kantonaler Internetseite
5.  Sensibilisierungskampagne für Leute, die draussen arbeiten (Baubranche)
6.  Sensibilisierungskampagne für Sportvereine
7.  Plakatkampagne in den Sommermonaten (saisonale Bewusstseinsbildung)

Ebene B

Management Extremereignis
8.   Hitzewarnsystem
9.   Kommunikation der Hitzewarnung
10.  Buddy-System: Liste vulnerabler Personen und Betreuungspersonen
11.  Telefon-Helpline
12.  Zusammenstellung von Informationen zu kühlen Orten, wo sich die Bevölkerung während Hitzewellen erholen kann
13.  Spezifische Massnahmen für Personen, die draussen arbeiten
14.  Verteilen von Trinkwasser an öffentlichen Orten und in öffentlichen Verkehrsmitteln
15.  Monitoring Morbiditäts- und Mortalitätsgeschehen

Ebene C

Langfristige Anpassungen
16.  Städteplanerische Massnahmen zur Reduktion von Hitzestau und Wärmeinseln
17.  Energieeffiziente Gebäudekühlung
18.  Klimaschutz

Kontakt

Esther Walter
Sektion Nationale Gesundheitspolitik

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