
HON – Qualitätssicherung von Gesundheitsinformationen im Internet
Sep. 2012Digitalisierung im Gesundheitswesen
Forum Edith Graf-Litscher. Immer mehr Menschen informieren sich via Internet über Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten. Aus gesundheitspolitischer Sicht ist es zentral, dass die Informationen sachlich richtig, zuverlässig und aktuell sind. Umso wichtiger wird die Qualitätssicherung der Inhalte für die Benutzer der Websites. Namentlich über die Herkunft der Informationen und die Finanzierung des Angebots muss Transparenz geschaffen werden; dies sollte von einer unabhängigen Stelle geprüft werden. Der Bericht über ein öffentliches Gesundheitsportal von eHealth Suisse (Koordinationsorgan eHealth Bund und Kantone) vom 26. Januar 2012 misst der Qualitätssicherung von öffentlichen und privaten Gesundheitswebsites grosse Bedeutung bei. Mehrfach wird das Label HON empfohlen, konkrete Massnahmen zur Qualitätssicherung sind im Bericht aber nicht ersichtlich. Ich fragte deshalb den Bundesrat im März 2012 an (12.3184 – Interpellation Qualitätssicherung von Gesundheitsinformationen im Internet), welche Wichtigkeit und Notwendigkeit er dem Qualitätssicherungslabel Health on the Net (HON) beimisst, damit die besonders sensiblen Gesundheitsinformationen auf Websites verlässlich sind.
Der Bundesrat antwortete mir, dass bereits im Jahr 2009 der Steuerungsausschuss eHealth Suisse (Koordinationsorgan Bund-Kantone) empfohlen hat, dass Bund und Kantone die Sensibilisierung für eine Qualitätssicherung von Gesundheitsinformationen und deren Umsetzung fördern sollten. Im Januar 2012 erneuerte der Steuerungsausschuss seine Empfehlung und forderte die Anbieter von gesundheitsrelevanten Websites auf, ihre Internetangebote zertifizieren zu lassen (z. B. mit dem Label der Stiftung «Health On the Net, HON»).
Das Label HON ist das national und international am stärksten verbreitete Qualitätslabel für Gesundheitsinformationen auf dem Web. In der Schweiz wurden bisher 310 Gesundheitswebsites mit dem Label zertifiziert, in Frankreich, wo die HON-Zertifizierung finanziell durch die Haute Autorité de la Santé (HAS) mitgetragen wird, sind es 1200 Websites. Auch das Qualitätslabel der swiss health quality association (shqa), welches von der Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Managementsysteme (SQS) ausgestellt wird, basiert teilweise auf dem Label HON. So muss im Prozess, der zur Erstellung der Websites führt, der Einbezug der relevanten Gesetzgebung und der Industrierichtlinien vorgesehen sein. Dazu gehören neben dem Datenschutz- und dem Heilmittelrecht sowie dem Pharmakodex auch die generellen Anforderungen von HON.
Auf Bundesebene besteht gemäss geltendem Recht keine gesetzliche Grundlage, um Qualitätslabels für gesundheitsbezogene Internetseiten finanziell zu unterstützen. Um jedoch möglichst gute Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Strategie eHealth Schweiz zu schaffen, ist der Bund bereit, eine «Geberkonferenz» zu organisieren. Damit will der Bundesrat einen Beitrag dazu leisten, dass die finanziellen Grundlagen für die Arbeit der Stiftung HON durch Beiträge von Privaten und Kantonen in den nächsten Jahren möglichst verbessert werden können.
Zurzeit laufen die Vorbereitungsarbeiten für die «Geberkonferenz». Sie wird für Sein oder Nichtsein von HON matchentscheidend sein. Mehr Informationen zu HON finden Sie unter www.hon.ch.
Edith Graf-Litscher,
Vorsitzende der HON-Stiftung,Nationalrätin SP, Thurgau