Auch in Zukunft: «Darüber reden. Hilfe finden»
Die Corona-Pandemie drückt wieder stärker aufs Gemüt der Menschen in der Schweiz. Wie Studien und Umfragen im Herbst 2020 zeigen, fühlen sich 15 Prozent der Bevölkerung schlecht bis sehr schlecht. Mit dem Aktionstag am 10. Dezember hat das Bundesamt für Gesundheit deshalb die Aufmerksamkeit auf die psychische Gesundheit in Zeiten von Corona gelegt.
«Eine Frau, mit der ich telefonierte, verlor während des Lockdowns ihren Mann. Für sie war es äusserst schwierig, in einer Zeit, in der die soziale Interaktion sonst schon stark eingeschränkt ist, mit ihrem Verlust und all den anstehenden administrativen Angelegenheiten umzugehen. Für sie war es ein Lichtblick, dass ich sie angerufen hatte. Sie sagte, dass das Telefonat sie für einen Moment ihre Sorgen habe vergessen lassen.» Das erzählt Nora Hurter im Rahmen des Aktionstages. Sie ist freiwillige Mitarbeiterin vom Schweizerischen Roten Kreuz und spricht regelmässig per Telefon mit Menschen, die sich einsam fühlen.
Verständliche Reaktion auf ausserordentliche Krise
Mit dem Gefühl von Einsamkeit ist die Frau, die beim Schweizerischen Roten Kreuz Halt gefunden hat, nicht alleine. Fehlende soziale Kontakte, wirtschaftliche Sorgen, existenzielle Ängste oder der Tod einer nahestehenden Person sind aktuell für viele Personen eine Belastung. Es ist verständlich, dass eine Krise wie die Corona-Pandemie verunsichert und dazu führen kann, dass das Leben aus dem Gleichgewicht gerät. Gleichzeitig sind bewährte Strategien zur Stressbewältigung eingeschränkt, so etwa der Austausch im Freundeskreis.
Solidarität mit Betroffenen und Angehörigen ist wichtig
Insbesondere Personen, die aufgrund ihrer sozialen Lage oder ihrer Herkunft bereits stärker belastet sind, sind von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Entsprechend ist die Solidarität mit Menschen wichtig, für welche die aktuelle Zeit besonders schwierig ist. «Wir müssen aufeinander achtgeben», sagte Bundesrat Alain Berset in einer offiziellen Mitteilung, körperliche Gesundheit sei genauso wichtig wie psychische Gesundheit.
Deshalb wurden am Aktionstag auch Menschen ohne psychische Probleme aufgefordert, aktiv Hilfe zu leisten. Sie können ihr soziales Umfeld beobachten und ihre Nächsten ansprechen, wenn sie das Gefühl haben, es gehe ihnen nicht gut.
Über Probleme zu reden, Hilfe zu suchen und auch anzunehmen, ist eine wichtige Bewältigungsstrategie, wenn eigene Ressourcen oder jene im Umfeld nicht mehr ausreichen.
Studien haben zudem gezeigt, dass ein Drittel der Bevölkerung keine Anlaufstelle kennt, an die sie sich in Notlagen wenden kann. Bei den 15- bis 25-Jährigen sind es sogar 45 Prozent. Deshalb ist es wichtig, dass Angebote in den nächsten Monaten aktiv beworben werden. Sie sind vorhanden und sollen genutzt werden.
Über psychische Gesundheit sprechen
Zahlreiche Institutionen leisteten einen wichtigen Beitrag, dass die Angebote bekannter werden. Sie beleuchteten verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit und haben mitgeholfen, die Öffentlichkeit für dieses Themen zu sensibilisieren. Akteure aus ganz unterschiedlichen Settings haben die Idee aufgenommen und auf Hilfsangebote zur Stärkung der psychischen Gesundheit hingewiesen: z.B. z.B. der Kaufmännische Verband Schweiz, benevol Schweiz, Diakonie Schweiz, GERONTOLOGIE CH, Lungenliga Schweiz, SWICA oder das Bundesamt für Sport BASPO.
Die Aktivitäten fanden teilweise auch innerhalb der Organisationen statt. Zum Beispiel haben sich die Mitarbeitenden von WohnenBern – die sich um Menschen kümmern, die von Obdachlosigkeit betroffen sind – am Aktionstag bewusst auch mit Kolleginnen und Kollegen über ihr eigenes Wohlbefinden ausgetauscht.
Das Thema wurde auch breit in den Medien aufgenommen: In der Sendung «Treffpunkt» auf Radio SRF 1, dem Blick oder der Schweizer Illustrierten. Auch in vielen weiteren Tagesmedien und auf Social Media erzählten Menschen von ihren Erfahrungen mit der Corona-Krise. Unter den Hashtags #darueberreden, #enparler, #parlarne, #discurrersurlonder, #talkaboutit haben User Beiträge publiziert.
Langfristige Unterstützung geplant
Mit dem Aktionstag ist das Thema der psychischen Gesundheit während der Corona-Pandemie nicht abgeschlossen, im Gegenteil: Die Krise wird nicht kurzfristig überstanden sein und die Wintermonate inklusive Adventszeit sind erfahrungsgemäss für viele Menschen bereits in «normalen» Jahren anspruchsvoll. Um die mittel- und langfristigen Folgen der Krise zu erkennen, setzt das BAG ein Monitoring von Studienergebnisse zur psychischen Gesundheit bis im Frühjahr 2021 fort. Den Aktionstag hat das BAG in Zusammenarbeit mit der Dargebotenen Hand, Pro Juventute, Pro Senectute, Pro Mente Sana, Caritas und dem Schweizerischen Roten Kreuz sowie vielen weiteren Akteuren durchgeführt.
Weiterführende Informationen
Webseite des Bundesamtes für Gesundheit (BAG)
zum Aktionstag «Darüber reden. Hilfe finden.»: www.bag.admin.ch/aktionstag
Statement von Bundesrat Alain Berset: www.facebook.com/BersetAlain