Befragung zur Hitzekompetenz der Bevölkerung ab 50 Jahren
Im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit und des Bundesamts für Umwelt befragte das Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut im Sommer 2023 1800 Personen ab 50 Jahren zu ihrer individuellen Hitzekompetenz. Die Hitzekompetenz umfasst das Wissen über mögliche Schutzmassnahmen bei Hitze, die Betroffenheit durch die Hitze (wahrgenommene Belastung und Gesundheitsrisiko) und das Handeln bei Hitze, insbesondere das Umsetzen von Verhaltensempfehlungen.
Ausgangslage
Die zunehmende Hitzebelastung stellt ein Risiko für die menschliche Gesundheit dar. Im Rahmen des zweiten Aktionsplans Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz (2020 – 2025) des Bundes setzt das BAG zusammen mit anderen Bundesstellen die Massnahme «Informationen und Empfehlungen zum Schutz vor Hitze» um.
Der bisherige Schwerpunkt der Massnahme lag auf der Erarbeitung von Wissensgrundlagen und der Bereitstellung von Informationen und Empfehlungen zum Schutz vor Hitze. Zielgruppen sind vulnerable Bevölkerungsgruppen sowie Fachpersonen und Behörden, die sich für den Schutz der Bevölkerung vor hitzebedingten Risiken einsetzen.
In den Jahren 2023 – 2026 wird nun zusätzlich auf die konkrete Umsetzung von Massnahmen zur Hitzethematik im Gesundheitssektor fokussiert. Was ist bekannt, was wird gemacht? Hierzu werden die Bevölkerung, Gesundheitsfachpersonen und Behörden befragt. Diese Standortbestimmung soll Umsetzungslücken identifizieren und Empfehlungen für Akteure formulieren.
Zielgruppengerechte Kommunikation ist zentral
Die Resultate zeigen: Die Bevölkerung ist über gewisse Schutzmöglichkeiten bei Hitze gut informiert. Gleichzeitig zeigt sich, dass viele wirksame Verhaltensmassnahmen an heissen Tagen nicht bekannt sind und/oder nicht aktiv umgesetzt werden. Dies kann zu vermeidbaren gesundheitlichen Folgen aufgrund der Hitze führen.
Die vorhandene hohe Selbstwirksamkeit (99% der Befragten glauben selber etwas machen zu können, um ihre Gesundheit während heissem Wetter zu schützen) kann somit insgesamt noch nicht voll ausgeschöpft werden.
Eine breite Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig und stösst bei den Befragten auf grosse Akzeptanz. Zudem sind zielgruppengerechte Kommunikationsaktivitäten wichtig. Insbesondere Männer ab 75 Jahren, Menschen ohne nachobligatorischen Schulabschluss und Menschen in einer schwierigen finanziellen Situation sollten vermehrt gezielt über das Gesundheitsrisiko durch Hitze und wirksame Verhaltensmassnahmen sensibilisiert werden. Diese zeigten in Bezug auf ihr Wissen und Handeln signifikante Defizite. Zu informieren ist nicht nur über wirksame Schutzmassnahmen, sondern auch über das Gesundheitsrisiko (für sich und andere) bei Hitze.
Das Vermitteln von Wissen reicht nicht, damit Verhaltensempfehlungen umgesetzt werden. Das zeigt sich zum Beispiel an der Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln hinsichtlich der Empfehlung «viel trinken» (Anteil jener, die die Empfehlung kennen rund 20%-Punkte höher als der Anteil jener, die sie umsetzen) sowie den Empfehlungen «Anstrengung vermeiden», «Haut/Kopf vor Sonne schützen» und «Aufsuchen kühler Orte» (Wissen >10%-Punkte höher als Handeln).
Als Informationsquellen sind klassische Medien (Fernsehen, Radio und Zeitung) und – auch in dieser Altersgruppe – Wetter-Apps wichtig. Die wichtigste Informationsquelle ist aber das soziale Umfeld (Familie, Freunde und Bekannte).
Zudem sind Gesundheitsfachpersonen wichtige Ansprechpersonen. Hochgerechnet auf die Bevölkerung 50+ haben rund 300'000 Personen in der Schweiz im Sommer 2023 mit einer Gesundheitsfachperson über das Thema Hitze gesprochen und rund 6'000 Personen wegen einem medizinischen Notfall aufgrund der Hitze einen Gesundheitsdienst konsultiert.