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Der Relaunch von SafeZone bringt «Blended Counseling» in die Suchtberatung

SafeZone, die Online-Beratungsplattform zu Suchtfragen, gibt es seit 2014. Infodrog und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) haben dieses Projekt in Zusammenarbeit mit Suchtfachstellen und Kantonen realisiert. Im Februar 2021 wurde die Webseite neu gelaunched. Nun hat SafeZone beim «Best of Swiss Web» Silber in der Kategorie «Public Value» gewonnen. Spectra hat beim Projektleiter von SafeZone im BAG, Jann Schumacher, nachgefragt und natürlich gratuliert!

SafeZone.ch wurde Anfang 2021 neu gelaunched. Für alle, die die Plattform noch nicht kennen, was ist SafeZone?

Herzstück von SafeZone ist die kompetente, anonyme und kostenlose Suchtberatung. Die Kommunikation erfolgt datengeschützt. Die Online-Beratungen werden von einem Team aus Expertinnen und Experten verschiedener Suchtberatungsstellen aus der ganzen Schweiz durchgeführt. Das Beratungsteam besteht aus über 40 Fachpersonen, die über langjährige Erfahrung in der Begleitung von Konsumierenden und deren Angehörigen verfügen. Auch haben sie Zusatzqualifikationen im Bereich der internetbasierten Beratung. Weiter findet man auf der Webseite Informationen zu Sucht und Substanzen, Selbsttests zur Orientierung und Zugang zu Beratungen vor Ort.

Wer sind die ratsuchenden Personen und was sind ihre Bedürfnisse?

Fünfzig Prozent der Anfragen betreffen ein eigenes Suchtproblem, während fast vierzig Prozent der Ratsuchenden Angehörige sind. Zu den häufigsten Problemsituationen, im Zusammenhang mit dem Suchtverhalten, gehören emotionale Probleme, Beziehungsschwierigkeiten und psychische Probleme. Die Beratungen werden am häufigsten zu Alkohol (36%) durchgeführt. Cannabis, Kokain und Verhaltenssüchte sind auch gut vertreten, während Tabak noch unterrepräsentiert ist.

Welche zusätzlichen Tools und Funktionalitäten bietet die erneuerte Seite?

SafeZone hat eine Vielzahl an Optimierungen vorgenommen, sowie das bestehende Angebot erweitert. Bei der Entwicklung standen Usability, Datenschutz und Anonymität für die Ratsuchenden im Zentrum. Neben der bereits bestehenden Online-Beratung gibt es nun die Möglichkeit anonym, aber öffentlich, Fragen auf der Plattform zu stellen. Die Fragen der Ratsuchenden und die Antworten der Fachpersonen in diesem Bereich sind für alle auf der Webseite sichtbar. Diese Funktion bietet hilfreiche Informationen für Betroffene und Angehörige, die (noch) nicht bereit sind, selbst eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Zudem wurden das Angebot an Selbsttests (neben Alkohol gibt es jetzt auch welche zu Tabak, Cannabis und Stress) sowie die Informationen und Hilfestellungen für Angehörige von Suchtbetroffenen weiter ausgebaut. Neben diesen inhaltlichen Erneuerungen bietet die Neuentwicklung erweiterte Möglichkeiten der gemischten Beratung (Blended Counseling) für Fachstellen, die sich am Kompetenznetzwerk von SafeZone beteiligen wollen.

Auf welches der neuen Features seid ihr besonders stolz?

Ich glaube, dass die Möglichkeiten des Blended Counseling die wichtigste Entwicklung für die Fachstellen und für die Klientinnen und Klienten darstellt.

Blended Counseling kombiniert digitale und analoge Kommunikationskanäle. SafeZone gibt den Fachstellen die Möglichkeit, direkt aus ihrer Webseite, ihre Beratungen anzubieten. Die sichere Umgebung wird von SafeZone garantiert. Die Fachstellen behalten so die Sichtbarkeit ihres Angebotes. Wir haben erkannt, dass Online-Erstkontakte den Weg in die Beratung erleichtern. Die Nachsorge kann verbessert werden und durch flexible Angebote kann besser auf die Bedürfnisse der Klientinnen und Klienten eingegangen werden, die nicht regelmässig zur Beratung vor Ort kommen können. Dort kommen Text-, Chat- oder Video-Tools zum Einsatz.

Ich bin überzeugt, dass sich das Blended Counseling in den nächsten Jahren in vielen Bereichen stark entwickeln wird. Die Suchtberatungsstellen haben hier eine wichtige Vorreiterrolle eingenommen.

Welche weiteren Entwicklungen habt ihr für SafeZone geplant?

Wir möchten, dass noch weitere Suchtfachstellen von den Möglichkeiten des Blended Counseling profitieren können, unser Angebot steht ihnen zur Verfügung. Weiter glauben wir, dass unsere Beratungssoftware auch ausserhalb des Suchtbereiches gut verwendet (und allenfalls angepasst) werden könnte. Wir sind offen, Kooperationen einzugehen, werden die beste Form dafür aber noch genauer definieren (inbegriffen die Beurteilung einer Open-Source Lösung). Wir möchten den Selbstmanagement-Bereich der Plattform erweitern, indem eine App, die sich zurzeit in der Pilotphase befindet, in die Plattform integriert wird. Diese App unterstützt alkoholabhängige Personen sowohl mit digitalem Coaching im Alltag, als auch mit dem Kontakt mit ihrer Beratung vor Ort.

Auch werden wir unsere Selbsttests als «Medical Device» anerkennen lassen. Die Frage nach suchtmedizinischen Angeboten ist ein weiterer Schwerpunkt unserer aktuellen Überlegungen. Es passiert also gerade sehr viel bei uns. Damit all diese Themen die verdiente Aufmerksamkeit erhalten, werden wir mit Infodrog im Frühling 2022 eine Tagung organisieren, an der die verschiedenen Entwicklungen der Online-Beratung Thema sein werden.

Das Online-Angebote wie SafeZone sehr wichtig sind, zeigte sich während der Pandemie eindeutig. Im Jahr 2020 haben mehr als 1'000 Personen die anonyme Onlineberatung von SafeZone.ch genutzt, was eine Steigerung um 50% gegenüber dem Jahr 2019 darstellt. Und im ersten Halbjahr 2021 haben sich bereits über 1000 Personen (online) beraten lassen. Der Selbsttest wurde rund 5’500-mal durchgeführt und die öffentlichen Fragen und Antworten 45’500-mal aufgerufen. Die Mehrheit der Ratsuchenden sind im frühen bis mittleren Erwachsenenalter, also 25-34 Jahre und die Beratungsanfragen werden häufiger von Frauen gemacht als von Männern.

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