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Interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine umfassende Waldpolitik

Ausgabe Nr. 135
Sep. 2022
Umwelt und Gesundheit

Die Umwelt ist ein wichtiger Faktor für die Gesundheitsförderung. Aufenthalte in einer naturnahen Umwelt und insbesondere im Wald sorgen nicht nur für mehr Bewegung, sie können auch das Immunsystem stimulieren, die psychische Gesundheit stärken oder Stress reduzieren. Ein gesundheitsförderliches Umfeld für alle ist deshalb eines der Ziele der Strategie «Gesundheit2030» des Bundesrats.

Unsere Umwelt wirkt gesundheitsfördernd, was von der Bevölkerung geschätzt und rege genutzt wird. Gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) hält sich die Hälfte der Bevölkerung im Sommer mindestens einmal pro Woche im Wald auf. Die Wirkung des Waldes auf die Gesundheit ist vielfältig: Die Bäume wirken als Filter, die über die Hälfte der Schadstoffe aus der Luft eliminieren können. Der Waldboden hat ebenfalls Filterqualitäten, weshalb im Waldboden versickertes Wasser oft als Trinkwasser gewonnen wird. Wälder bieten eine ruhige und angenehme Atmosphäre, reduzieren Lärm, Wind und Sonneneinstrahlung und speichern Feuchtigkeit – eine willkommene Abkühlung in Zeiten zunehmender Hitze.

Besuche im Wald können das Immunsystem stärken und nichtübertragbaren Krankheiten vorbeugen: Ein gesenkter Blutdruck, eine tiefere Herzfrequenz und gestärkte Muskeln sowie eine reduzierte Ausschüttung des Stresshormons Kortisol führen zu einer Reihe Entspannungsreaktionen im Körper. Dazu kommen positive Gefühle wie gute Laune, während negative Gefühle wie Stress, Müdigkeit, Depressionen oder Ängste abnehmen.*1

Strategie für Freizeit und Erholung im Wald

Um der besonderen Bedeutung von Wäldern als Erholungs- und Gesundheitsorte Rechnung zu tragen, hat das BAFU 2018 die «Strategie Freizeit und Erholung im Wald» publiziert. An der Entwicklung der Strategie hat unter Federführung des BAFU unter anderem auch das BAG mitgewirkt. Ziele der Strategie sind die Gesundheitsförderung, das Bewahren des Waldökosystems und eine ökonomische Inwertsetzung der Erholungsleistungen des Waldes.

Gesundheit2030 verfolgt gleiches Ziel

Damit alle Menschen in einem gesundheitsförderlichen Umfeld leben können, braucht es gute Rahmenbedingungen wie einen schnellen und einfachen Zugang zur Natur. Die Strategie «Gesundheit2030» des Bundesrats will deshalb die Gesundheit über die Umwelt fördern. Bund und Kantone sollen sich im Bereich der Umweltpolitik gemeinsam dafür einsetzen. Dazu erarbeiten das BAFU und das BAG zurzeit die Roadmap «Umwelt und Gesundheit».

Zusammenarbeit zwischen Bundesämtern

Auch mit dem 2020 vom Bundesrat genehmigten «Landschaftskonzept Schweiz» werden die Weichen für eine kohärente und qualitätsbasierte Entwicklung der Landschaft gestellt. Es definiert als Planungsinstrument 14 strategische und behördenverbindliche Ziele für eine qualitätsorientierte Entwicklung der Landschaft als Wohn-, Arbeits-, Wirtschafts- und Erholungsraum. Ein Ziel des Landschaftskonzepts widmet sich spezifisch den Themen Gesundheit, Bewegung und Sport. Es wird von der Bundeskoordination Sport, Raum und Umwelt, bestehend aus den Bundesämtern für Sport (BASPO) sowie Raumentwicklung (ARE), dem BAFU und dem BAG, umgesetzt. Die entsprechenden Ziele betreffen die Stärkung von Koordination und Kooperation zwischen Bewegungsförderung, Sportförderung und Landschaftspolitik, Massnahmen zur Gesundheitsförderung im Siedlungs- und Naherholungsraum sowie zu schonendem Verhalten in der Natur.

Als Resultat dieser Zusammenarbeit wurde am 9. März 2022 das Forum «Landschaft bewegt die Schweiz» durchgeführt. Über 130 Personen aus den Bereichen Umwelt, Raumplanung, Gesundheit und Sport haben dort diskutiert, wie fachbereichsübergreifend eine qualitätsvolle Landschaft gestaltet werden kann, die für sportliche Aktivitäten und Bewegung dienlich und attraktiv ist.

Innovative Projekte für eine nachhaltige Raumentwicklung

Mit dem Programm «Modellvorhaben Nachhaltige Raumentwicklung» (MOVO) fördert der Bund zudem innovative und sektorübergreifende Projekte von Gemeinden, Regionen, Agglomerationen und Kantonen. Für die Jahre 2020 bis 2024 werden neben vier weiteren Themenschwerpunkten Projekte zum Thema «Landschaft ist mehr wert» umgesetzt. Die sieben Projektträger wollen das Potenzial von Landschaftsqualitäten besser nutzen, so zum Beispiel das Projekt «Château-d’Oex (VD): Kulturlandschaften der Region für Senior/-innen aufwerten». Dank einem partizipativen Ansatz werden altersgerechte Strukturen entwickelt und allen zugänglich gemacht. Von verbreiterten Spazierwegen oder der Aufwertung von Aussichtspunkten profitieren auch andere Zielgruppen wie Kinder oder der Tourismus. Die Erfahrungen und Erkenntnisse werden mit einem Projektfilm anderen Gemeinden zur Verfügung gestellt, um zu zeigen, wie die Bedürfnisse und Erwartungen von Senioren und Seniorinnen bei raumplanerischen Fragestellungen zu berücksichtigen sind. Damit wird deren Wohn- und Lebensqualität vor Ort verbessert und die Landschaft erfährt eine konkrete Aufwertung und wird erlebbar.

*1 Marusakova und Sallmannshofer, Forest Europe, 2019: Human Health and Sustainable Forest Management.

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Kontakt

Gisèle Jungo
Sektion Gesundheitsförderung und Prävention

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