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«Signal A»: Früherkennung und Frühintervention von problematischem Alkoholkonsum im Spital

Forum Karin Wittwer.

2011 beauftragte die Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern die Berner Gesundheit, ein Pilotprojekt mit Spitälern durchzuführen. Ziel dieses Projekts mit dem Namen «Signal A» war, problematischen Alkoholkonsum frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu intervenieren. Eine Hospitalisation bringt Patienten wie Angehörige in einen vulnerablen Zustand, in dem die Bereitschaft für Frühinterventionen relativ gross ist und diese gut initiiert werden können.

Das Spital Netz Bern (Klinik für Innere Medizin Tiefenau/Ziegler) und das fmi Spital Interlaken (Innere Medizin) sowie die psychiatrischen Dienste beteiligten sich zwischen 2011 und 2013 am Projekt.

Die Ist-Soll-Analyse bei der Ärzteschaft und bei der Pflege führte zu zentralen Erkenntnissen: Die Patientinnen und Patienten, die mit einer Alkoholvergiftung sowie notfallmässig oder elektiv zu einem Alkoholentzug eintreten, sind für die Mitarbeitenden eine grosse Herausforderung. Es braucht klare Richtlinien, eine verbesserte interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie weiterführende Angebote für die betroffenen Patientinnen und Patienten.

Aufgrund dieses Bedarfs erarbeitete eine spitalinterne Arbeitsgruppe ein Konzept samt Instrumenten der Früherkennung und Frühintervention. Den Ärztinnen und Ärzten sowie den Pflegenden wurde einerseits Wissen zu Alkoholintoxikation und -abhängigkeit vermittelt, andererseits erhielten sie die Möglichkeit, motivierende Gesprächsführung in Beispielsituationen zu üben. Fachmitarbeitende der Abteilung Beratung und Therapie der Berner Gesundheit bestritten einen Teil der Veranstaltungen. Auf diese Weise lernten die Spitalmitarbeitenden die Beratung von Patientinnen und Patienten kennen. Während der Pilotphase richtete die Berner Gesundheit zudem eine Sprechstunde als niederschwelliges Angebot für Patientinnen und Patienten direkt im Spital ein. Die Zuweisung erfolgte durch die zuständige Ärztin oder den zuständigen Arzt.

Die Pilotphase brachte folgende Erkenntnisse: Das Projekt stärkt die Kompetenz der Mitarbeitenden und die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es führt zu einer emotionalen Entlastung und nur zu einer minimalen Mehrbelastung im Alltag. Die Patientinnen und Patienten stehen einer differenzierten Befragung (Screening mit AUDIT C) zu ihrem Alkoholkonsum positiv gegenüber – sie finden dies wichtig und richtig. 20 Prozent der Patientinnen und Patienten auf der Medizinischen Abteilung weisen einen problematischen Alkoholkonsum auf. Die Berner Gesundheit ist bei den Pflegenden, bei den Ärztinnen und Ärzten sowie beim Sozialdienst des Spitals als Partner bekannt. Die Zahl der Zuweisungen von Betroffenen und ihren Angehörigen an die Suchtfachstelle hat in den Pilotregionen um 50 Prozent zugenommen. Die Therapietreue der Betroffenen ist gut. Die Bedingungen auf der Notfallstation erschweren den Einsatz der Früherkennungsinstrumente. Neue Mitarbeitende müssen regelmässige ins Konzept und in die Instrumente eingeführt werden.

Von zentraler Bedeutung bei der Erarbeitung der Konzepte und Instrumente ist das Eingehen auf die Spitalkultur. Und: die Umsetzung braucht Zeit!
Was ist der Stand heute? Im fmi Spital Interlaken führen die Pflegefachleute die systematische Befragung aller Patientinnen und Patienten mit AUDIT C durch und die Abteilungen Orthopädie und Chirurgie arbeiten verstärkt mit den psychiatrischen Diensten zusammen. Eine weitere Spitalgruppe verfügt in der Zwischenzeit über ein Frühinterventionskonzept und arbeitet mit der Berner Gesundheit zusammen.

Kontakt

Karin Wittwer, Projektleiterin «Signal A», Berner Gesundheit

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