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Luft nach oben in der Schweizer Luft- und Lärmbelastung

Ausgabe Nr. 135
Sep. 2022
Umwelt und Gesundheit

Luft und Lärm sind zwei wichtige, teils verknüpfte Umweltfaktoren. Obwohl sich die Luftqualität in der Schweiz in den letzten 30 Jahren stark verbessert hat, werden einzelne Grenzwerte für Schadstoffe weiterhin überschritten, mit Folgen für die Gesundheit. In der Schweiz sind zudem rund eine Million Menschen von Verkehrslärm betroffen. Andauernd hohe Lärmpegel beeinträchtigen die Gesundheit.

Dass Umweltbedingungen wie die Luftqualität oder das Lärmumfeld unsere Gesundheit beeinflussen, ist bekannt. Gut untersucht ist heute etwa der Einfluss des Verkehrs: Verkehrslärm erhöht das Risiko für nichtübertragbare Krankheiten, Abgase erhöhen die Schadstoffkonzentration in der Luft. Entscheidend ist vor allem die Entfernung: Menschen, die näher als 200 Meter an Verkehrsachsen wohnen, sind erhöhten Lärm- und Luftschadstoffbelastungen und damit Krankheitsrisiken ausgesetzt.*1 Dies führt zu einer Chancenungleichheit: Wer es sich leisten kann, wohnt weiter weg von stark befahrenen Strassen oder Bahngeleisen.

Gemäss der «Nationalen Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten» (NCD-Strategie) liegen 60 Prozent der Einflüsse auf die Gesundheit ausserhalb des Gesundheitsbereichs – wie bei Luft und Verkehr. Ein Ziel der NCD- Strategie ist daher, eine umfassende Gesundheitspolitik zu stärken und auch Bereiche wie Umwelt- und Verkehrspolitik, Raumplanung und Wirtschaft einzubeziehen. Dies erleichtert die Umsetzung struktureller Massnahmen, die auch sozial Benachteiligte erreichen.

Verkehrslärm birgt Gesundheitsrisiken

In den letzten Jahren konnten zwar einige Erfolge in der Lärmbekämpfung erzielt werden, zum Beispiel mit dem Einbau von lärmarmen Strassenbelägen oder der Einführung von Tempo-30-Zonen. Jedoch birgt vor allem der Verkehrslärm – die grösste Lärmquelle der Schweiz – weiterhin Gesundheitsrisiken: Vor allem nachts kann Verkehrslärm zu Schlafstörungen, Stress und Herzinfarkten führen. Durch Lärm ausgelöster Schlafmangel kann zu weniger ausgewogener Ernährung und Bewegungsmangel führen, was das Risiko für Diabetes erhöht. Diese und weitere Erkenntnisse stammen aus der Si-RENE-Studie («Short and Long Term Effects of Transportation Noise Exposure», 2019).

Neue Empfehlungen zu Lärmgrenzwerten

Angesichts dieser Gesundheitsrisiken und ihrer Folgen werden sowohl die Beurteilungsmethode für Lärmemissionen als auch die geltenden Belastungsgrenzwerte seit ein paar Jahren verschiedentlich infrage gestellt. Die wissenschaftlichen Grundlagen der Grenzwerte stammen aus den 70er- bis 90er- Jahren und sind teilweise überholt. Einige Grenzwerte liegen über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Eidgenössische Kommission für Lärmbekämpfung hat deshalb 2021 den Bericht «Grenzwerte für Strassen-, Eisenbahn- und Fluglärm» mit neuen Empfehlungen zuhanden des Bundesrats veröffentlicht.

Luftqualität stark verbessert

Eine ähnliche Problematik wie beim Lärm stellt sich auch bei der Luft: Auch hier wurden in den vergangenen Jahrzehnten einige Erfolge erzielt und die Luftqualität in der Schweiz hat sich in den letzten 30 Jahren stark verbessert. Sie ist im Vergleich zu anderen Ländern gut und die meisten Immissionsgrenzwerte werden eingehalten. Dennoch besteht weiter Handlungsbedarf. Die Stickstoffdioxid-Belastung ist an diversen verkehrsnahen Standorten nach wie vor zu hoch, die Immissionsgrenzwerte für Feinstaub werden nicht überall eingehalten und die Ozonbelastung liegt fast in der ganzen Schweiz meist über den Immissionsgrenzwerten.

Air Quality Guidelines der WHO aktualisiert

Um die Gesundheit durch Reduzierung der wichtigsten Luftschadstoffe besser zu schützen, hat die WHO im September 2021 neue Leitlinien für Luftqualität publiziert. Sie sind auf breiter Front tiefer angelegt als die bisherigen Werte. Da sich die Schweizer Luftreinhalteverordnung (LRV) bisher weitgehend nach der von der WHO zugrunde gelegten wissenschaftlichen Evidenz ausrichtete, diskutiert die Eidgenössische Kommission für Lufthygiene (EKL) derzeit die Bedeutung der neuen Richtlinien für die Schweiz. Die EKL wird voraussichtlich Ende 2022 neue Empfehlungen vorlegen.

Klänge, die für Erholung sorgen

In der Stadt gehen neben Geräuschen wie Tramgebimmel und Baulärm wohltuende Geräusche wie Vogelgezwitscher oder Wassergeplätscher oft unter. Für das Projekt «Klangraumgestaltung» hat das Amt für Umwelt und Energie Basel-Stadt akustisch spezielle Orte in der Stadt Basel zusammengestellt, die öffentlich zugänglich sind und zu Erholung und Ruhe beitragen. So können die Menschen sich einen eigenen Klangspaziergang zusammenstellen.

Link zum Projekt «Klangraumgestaltung»

*1 Hoffmann, B., Moebus, S., Möhlenkamp, S., et al. Residential exposure to traffic is associated with coronary atherosclerosis, Circulation, 2007, 116: 489–496.

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Kontakt

Esther Walter
Sektion Nationale Gesundheitspolitik

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