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Medien der Migrationsbevölkerung: erfolgreiche Information

In Krisenzeiten muss Information rasch verbreitet werden und für alle verständlich sein, sodass sich die Bevölkerung korrekt verhalten kann. Im Kampf gegen Corona spielen dabei die von Migrantinnen und Migranten für ihre Gemeinschaften geschaffenen Medien eine wichtige Rolle. Denn sie erleichtern die Kommunikation zwischen Gesundheitsbehörden und schwer erreichbaren Zielgruppen.

Angesichts des neuen Coronavirus waren die Behörden mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. Denn es gab kaum gesichertes Wissen über die neue Krankheit und zugleich war eine grosse Verunsicherung in der Bevölkerung vorhanden. Viele hatten Mühe, sich in der Flut von teilweise widersprüchlichen Informationen und manchmal auch gezielten Desinformationen zurechtzufinden. Gemäss einer im Mai von der Stiftung Careum und dem BAG durchgeführten Studie hatte knapp die Hälfte der Schweizer Bevölkerung Schwierigkeiten, Informationen zum neuen Coronavirus zu finden, zu verstehen, einzuschätzen und zu nutzen, um sich und andere vor einer Erkrankung zu schützen. Sie hatten also eine unzureichende Gesundheitskompetenz in Bezug auf das neue Coronavirus.

Ungleicher Zugang zu Informationen

Wenn angesichts des Coronavirus die Gesundheitskompetenz der Gesamtbevölkerung so gering ist, stellt sich umso mehr die Frage nach dem Zugang zu Informationen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, insbesondere für jene, die keine Landessprache verstehen. Das BAG hat sein Informationsmaterial in rund 20 Sprachen übersetzen lassen. Dies ist zwar eine ausgezeichnete Grundlage, doch um gewisse Migrantinnen und Migranten zu erreichen, genügen Übersetzungen alleine nicht.

Es ist kaum möglich, dass eine Person, die schlecht ausgebildet ist oder keine Landessprache versteht, ein Faktenblatt findet, das auf einem Informationskanal verbreitet wird, der hauptsächlich in den Landessprachen kommuniziert, wie die offiziellen Websites oder die traditionellen Medien. Wichtig ist bei diesen Personen die Nähe zum Vermittler der Information. Dabei kann die Form, in der die Information vermittelt werden sollte, je nach Sensibilität der Zielgruppe und aufgrund ihrer geografischen oder sozialen Herkunft variieren.

migesMedia

In diesem Zusammenhang spielen die Medien der Migrationsbevölkerung in der Schweiz eine zentrale Rolle. Bereits vor fünf Jahren haben das Schweizerische Rote Kreuz und das BAG dieses bis dahin kaum genutzte Potenzial erkannt. Sie gründeten die Plattform migesMedia, um die Zusammenarbeit zwischen diesen Medien und den Organisationen für öffentliche Gesundheitskampagnen zu fördern.

Angesichts der Pandemie haben die Medien der Migrationsbevölkerung nicht auf die Übersetzungen des BAG gewartet, um mit der Prävention und der Verbreitung von Informationen zu beginnen. Sie stellten ein grosses Verantwortungsbewusstsein unter Beweis und übersetzten sehr rasch die ersten Präventionsbotschaften. So beispielsweise das junge, multikulturelle Basler RadioX, das sehr bald einfache 40 Sekunden-Spots in den verschiedenen Sprachen seiner Sendungen brachte. Die Medien der Migrationsbevölkerung waren auch sofort für ihre Gemeinschaften da und zeigten grosse Kreativität, so beispielsweise der türkische Journalist Cemil Baysan von Post Bizim Gazete, der angesichts der Verunsicherung seiner Landsleute spontan eine WhatsApp-Hotline einrichtete: «Mehr als 1500 Personen haben sogleich ihre Telefonnummer angegeben, um informiert zu werden, darunter 50 bis 60 % Frauen, was nicht selbstverständlich ist für meine Landsleute!» Solche erfolgreiche Initiativen haben das Potenzial, via migesMedia verstärkt zu werden.

Unterstützung durch das BAG

Die Rolle von migesMedia besteht darin, diese Kreativität der Medien der Migrationsbevölkerung in der Krise zu unterstützen und zu strukturieren. Dank finanzieller Unterstützung durch das BAG kann migesMedia innovative Projekte der Medien der Migrationsbevölkerung fördern. Diese Projekte müssen klar auf spezifische Zielgruppen in der Migrationsbevölkerung ausgerichtet sein und ihrem Informationsbedarf entsprechen. Es geht also nicht darum, die alltägliche Redaktionsarbeit zu finanzieren. In diesem Rahmen wurden in zeitweise intensivem Austausch zwischen dem migesMedia-Team und den Medien der Migrationsbevölkerung zahlreiche Video- und Audiospots sowie Interviews mit Expertinnen und Experten produziert, die dank Internet eine hohe Reichweite hatten.

Talkshows, live Facebook und WhatsApp-Gruppen

Expertinnen und Experten wie Million Abraha, Epidemiologe am Inselspital in Bern, traten zum Beispiel in 40-minütigen Talkshows auf Tigrinya auf, die vom Eritreischen Medienbund Schweiz in Zusammenarbeit mit Diaspora TV produziert wurden. Diese auf Facebook und über verschiedene WhatsApp-Gruppen verbreiteten Formate waren sehr erfolgreich. Sie thematisierten nebst medizinischem Wissen über das neue Coronavirus auch Fragen zum Homeschooling, zum Umgang mit Fake News, zu Arbeitsrecht, häuslicher Gewalt oder Nachbarschaftshilfe.

Die Plattform albinfo.ch konzentrierte sich währenddessen auf Fragen der albanischsprachigen Gemeinschaft in der Schweiz, der es an umfassenden und zuverlässigen Informationen fehlte – albinfo stellte daher Antworten von ausgewiesenen Spezialistinnen und Spezialisten aus der Gemeinschaft bereit: «Wir haben festgestellt, dass die Patientinnen und Patienten frustriert waren und mit nutzlosen und teilweise sogar falschen Informationen konfrontiert waren. Dank unserer Aktion gerieten sie nicht in Panik!» (Sevdail Tahiri, Leiter von albinfo.ch).

Siehe auch:

Kontakt

Sabina Hösli
Sektion Gesundheitliche Chancengleichheit

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