Packen wir die Herausforderung an
Mär. 2021Verhaltenssüchte
Aus erster Hand. Menschen, die unter einer Verhaltenssucht leiden, treffen wir in der Schweiz weit seltener an als nikotin- oder alkoholabhängige Personen. Statistisch gesehen fallen Spielsucht, Kaufsucht oder die problematische Nutzung von sozialen Medien kaum ins Gewicht – und dennoch sind Verhaltenssüchte relevant für die öffentliche Gesundheit. Denn sie haben weitreichende Folgen für die Gesundheit und die Beziehungen der Betroffenen.
Mit einer Kauf- oder Geldspielsucht kann sich eine Person verschulden und sich die ganze Zukunft verbauen. Nicht umsonst wird das problematische Geldspiel von der WHO als Krankheit anerkannt. Auf das Tapet der öffentlichen Gesundheit sind Verhaltenssüchte im vergangenen Jahrzehnt aber vor allem gelangt, weil sie sich durch Internet und Smartphones verändert haben. So hat die problematische Internetnutzung durch die Digitalisierung stark zugenommen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
Eine Sucht wie problematisches Geldspiel betrifft ganze Familien und Gemeinschaften. Betroffene Menschen kämpfen oft ein Leben lang, nicht rückfällig zu werden. Je früher wir eine Verhaltenssucht erkennen, desto besser – ganz besonders bei jungen Menschen. Neben der Früherkennung braucht es auch Prävention. Besonders wirksam sind verhältnispräventive Massnahmen, wie beispielsweise ein strenger Spielerschutz in Casinos.
Das BAG engagiert sich deshalb neben der Verhaltensprävention auch für die Verhältnisprävention. Im Austausch mit den federführenden Bundesämtern sowie mit kantonalen Behörden und Fachverbänden im Suchtbereich wird es auf diesem Gebiet neue wissenschaftliche Erkenntnisse generieren. Von besonderem Interesse ist Wissen über die Wirkung präventiver Massnahmen wie beispielsweise Alterslimiten, Werbeeinschränkungen und Sozialkonzepte gegen das problematische Geldspielen. Damit Verhalten nicht zur Sucht wird. Packen wir die Herausforderung an, es lohnt sich.
Kontakt
Anne Lévy
Direktorin
Bundesam für Gesundheit
(BAG)