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Wie die neue Arbeitswelt die Gesundheit am Arbeitsplatz verändert

Ausgabe Nr. 133
Mär. 2022
Betriebliches Gesundheitsmanagement

Aufgrund der Corona-Pandemie haben neue Arbeitsformen und die stärkere Verbreitung von Homeoffice einen entscheidenden Schub bekommen. In Zukunft werden hybride Arbeitsformen – ein Mix aus Homeoffice und Arbeiten im Büro – voraussichtlich weiter an Bedeutung gewinnen. Mit dieser Entwicklung entstehen viele Herausforderungen für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM).

Die Strategie «Gesundheit2030» des Bundesrats definiert die Veränderungen in der Arbeitswelt als eine der zentralen Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit. Neue Arbeitsbedingungen bieten auf der einen Seite durchaus Chancen: Sie können zur Vereinfachung von Prozessen führen, Doppelspurigkeiten reduzieren oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Die neuen Arbeitsformen können aber auch gesundheitliche Risiken verursachen, zum Beispiel weil Pausen nicht eingehalten werden oder sich Arbeitnehmende zu wenig bewegen. Eine Isolation kann auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit oder das Suchtverhalten haben (etwa auf den Alkoholkonsum oder auf Verhaltenssüchte). Deshalb fordert der Bundesrat, die Gesundheit in der Arbeitswelt zu verbessern: Bund, Kantone und Arbeitgeber sollen die Chancen nutzen, die sich durch neue Arbeitsformen ergeben, und die dadurch entstehenden Risiken möglichst reduzieren.

Plötzliche Umstellung auf Homeoffice

Relativ wenige Unternehmen verfügten vor Beginn der Corona-Krise über Konzepte hinsichtlich Homeoffice, virtueller Zusammenarbeit und der damit verknüpften Fragen zur Gesundheit der Angestellten. Der Aufruf zum Arbeiten im Homeoffice hat folglich eine Reihe von Fragen zum Erhalt der Gesundheit von Arbeitnehmenden aufgeworfen: Wer garantiert, dass der Arbeitsplatz zu Hause ergonomische Mindestanforderungen erfüllt? Wie kann sichergestellt werden, dass Mitarbeitende Pausen einhalten? Was ersetzt den sozialen Austausch, der im Homeoffice zu wenig stattfindet? Und wer bezahlt das alles? Von einem Tag auf den anderen sahen sich viele Unternehmen im Frühjahr 2020 gezwungen, rasch die nötigen Grundlagen zu schaffen und Fragen zu beantworten. Damit BGM erfolgreich umgesetzt werden kann, braucht es Anpassungen an die neue Arbeitswelt. Im Zentrum steht die Frage, wie die Arbeitsbedingungen für das Homeoffice und für hybride Arbeitsformen gesundheitsförderlich gestaltet werden können. Umso wichtiger wird dies angesichts der Möglichkeit, dass sich Homeoffice auch nach der Pandemie vermehrt durchsetzen wird und hybride Arbeitsformen zur neuen Normalität werden.

Gesundheitskompetenzen entwickeln

Die Veränderungen in der Arbeitsumwelt erfordern von Arbeitnehmenden nicht nur neue technische und digitale Kompetenzen. Die Mitarbeitenden benötigen auch stärkere Gesundheitskompetenzen. Sie handeln im Hinblick auf ihr Wohlbefinden vermehrt eigenverantwortlich. Besonders wichtig sind individuelle Bewältigungsstrategien wie beispielsweise die bewusste Arbeitszeitgestaltung im Home­office, eine innere Distanz zum Job oder bewusste Pausen und Erholungsphasen. Solche Strategien sind zentral, denn Personen im Homeoffice arbeiten tendenziell mehr als im Büro und oft auch am Wochenende, wie eine Studie des Schweizerischen Tropeninstituts zu gesundheitlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Pandemie vom November 2021 gezeigt hat1. Die Aufgabe von BGM-Fachpersonen und Führungskräften in den Unternehmen ist es, zu definieren, welche individuellen, sozialen und gesundheitlichen Kompetenzen gefragt sind und wie diese vermittelt werden können.

Veränderte Anforderungen an Führungskräfte

Auch das Führen von Mitarbeitenden steht vor einem Wandel. Führungskräfte müssen den Umgang mit den zur Verfügung stehenden digitalen Tools und die Führung auf räumliche Distanz erlernen. In dieser Situation seien für Führungskräfte drei Punkte zentral, sagt Dominik Fässler, Projektleiter BGM bei Gesundheitsförderung Schweiz: «Erstens gilt es, den Draht zu den Mitarbeitenden nicht zu verlieren und den hybriden Kontakt aufrechtzuerhalten, um zu spüren, wie die Mitarbeitenden in der Situation zurechtkommen. Zweitens müssen Mitarbeitende in die Gestaltung der neuen Zusammenarbeit miteinbezogen werden. Sie alle haben unterschiedliche Homeoffice-Situationen und Bedürfnisse.» Für eine gesunde Zusammenarbeit sei es wichtig, dass diese eingebracht und berücksichtigt werden, so Fässler. «Drittens sollen Führungskräfte vorbildlich agieren, zum Beispiel gemeinsam Zeiten der Erreichbarkeit definieren und sich auch selbst daran halten.»

1 Medienmitteilung vom Schweizerischen Tropeninstitut zur COVCO-Basel-Studie vom 30.11.2021

Hören Sie unseren Podcast N°19 passend zum Thema:

Quellen

Illustrationen aus der BAG-Kampagne «Aufstehen – kleiner Aufwand, grosse Wirkung».

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Kontakt

David Hess-Klein
Sektion Gesundheitsförderung und Prävention
 

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