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PPP – die Wunderformel?

Ausgabe Nr. 85
Mär. 2011
Partnerschaft mit der Wirtschaft

Forum Thomas Mattig. PPP: Public Private Partnership. Drei Buchstaben, drei Wörter – eine Zauberformel? Die Meinungen über PPP gehen auseinander: Die einen glauben, PPP sei die ideale Lösung für das Zusammenwirken von Staat und Wirtschaft, die andern sehen darin nur faulen Zauber, der den Zweck hat, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen.

In die eigene Sprache übersetzt, bekommt PPP schon realistischere Züge: öffentlich-private Partnerschaft ist nichts grundsätzlich Neues. Die politische Kultur in der Schweiz kennt eine lange  Tradition von Partnerschaften zwischen öffentlichen Akteuren und der Privatwirtschaft.  Bahn und Post auf Bundesebene, Informatik und Energie auf Kantonsebene, Verkehr und Abfall auf Gemeindeebene: Das sind Beispiele langjähriger öffentlich-privater Partnerschaften. Die Frage stellt sich nicht, ob es PPP geben soll, sondern wie diese partnerschaftlichen Kooperationen aussehen sollen und wie sie noch besser genutzt werden können.
Wie können die Chancen, die PPP bietet, wahrgenommen werden? Diese Frage wird in der Gesundheitsförderung bereits seit über einem Jahrzehnt aktiv diskutiert. Die WHO kündigte bereits im Dezember 1999 die Lancierung einer globalen Allianz für Gesundheitsförderung an, welche Vertreter des öffentlichen und des privaten Sektors sowie der Zivilgesellschaft zusammenbringen sollte. Die Vision einer globalen Allianz zeigt sich heute erfreulicherweise in einer Vielzahl von Partnerschaften auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene.
Wie sieht es in der Schweiz aus? Gesundheitsförderung Schweiz hat in den letzten Jahren wertvolle Erfahrungen mit PPP gesammelt und verschiedene Projekte lanciert. Als privatrechtliche Stiftung, die einen gesetzlichen Auftrag hat und unter staatlicher Kontrolle steht, ist Gesundheitsförderung Schweiz selber schon ein Beispiel öffentlich-privater Partnerschaft. Vor ihrer Gründung gehörten Gesundheitsförderung und Prävention nur teilweise zum Pflichtenheft des Staates. Damit fällt auch ein (in manchen Fällen berechtigter)  Kritikpunkt an PPP weg: Dass nämlich Partnerschaften auf kaltem Weg zur Privatisierung staatlicher Aufgaben führen würden.
Unser Ansatz ist zukunftsgerichtet und beruht auf der plausiblen Annahme, dass die Wirtschaft im eigenen Interesse der Gesundheit hohe Priorität einräumt.  Dabei kann es nicht darum gehen – wie erst kürzlich im Gesundheitsbereich gefordert –, die Wirtschaft in die Pflicht zu nehmen, damit sie Aktionen ergreifen soll. Partnerschaft setzt nicht auf Kontrolle von oben, sondern handelt Bedingungen aus, die allen Parteien einen Gewinn bringen. Zum Beispiel das Label «Friendly Workspace»: Aus der Privatwirtschaft kam die Idee, Standards für ein nachhaltiges betriebliches Gesundheitsmanagement zu schaffen. Gesundheitsförderung Schweiz nahm diese Idee auf und erarbeitete gemeinsam mit führenden Schweizer Unternehmen Qualitätskriterien zur Beurteilung des Betriebsklimas.
Seit 2009 wird das Label vergeben. Über 100 000 Berufstätige arbeiten heute in Betrieben mit «Friendly Workspace»-Auszeichnung. Imagepflege durch Verbesserung der Arbeitsbedingungen – eine klassische Win-Win-Situation.
Die Qualitätskriterien für die Vergabe sind klar. Es muss aber auch Spielraum für die spezifischen Bedürfnisse einzelner Betriebe vorhanden sein. Das ist das Erfolgsrezept von PPP: kein bürokratisch-starres System, sondern Flexibilität und partnerschaftliches Auftreten.
Davon kann die ganze Gesellschaft profitieren.


Thomas Mattig,
Direktor Gesundheitsförderung Schweiz

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