MonAM weiss Bescheid
Dez. 2020Nationale Präventionsstrategien: Zwischenbilanz und Ausblick
Das Monitoring-System MonAM enthält verlässliche Daten zu zahlreichen Aspekten von Sucht und nichtübertragbaren Krankheiten (NCD). Mit interaktiven Grafiken stellt es die Informationen so dar, dass auch Trends sichtbar werden. Dadurch bietet MonAM all jenen eine Orientierungshilfe, die sich ein Bild von der Gesundheit der Schweizer Bevölkerung machen wollen.
Wie viele Menschen sterben bei Verkehrsunfällen, bei denen die Person am Steuer unter Einfluss von Alkohol, Drogen oder Medikamenten steht? In welchem Kanton sind in Bezug zur Gesamteinwohnerzahl am meisten Menschen ausreichend körperlich aktiv? Wer Antworten auf diese (und unzählige weitere) Fragen sucht, wird auf dem Webportal des Schweizer Monitoring-Systems MonAM fündig.
Zuverlässige Informationen
Der Name leitet sich aus dem Französischen ab: «Système de Monitorage suisse des Addictions et des Maladies non transmissibles». MonAM ist eine wichtige Massnahme der beiden nationalen Strategien NCD und Sucht. Die zahlreichen Indikatoren und Messdaten zeichnen ein faktenbasiertes Bild der Gesundheit der Schweizer Bevölkerung, das MonAM wenn möglich in einen grösseren gesellschaftlichen Kontext stellt. So zeigen die Zahlen beispielsweise, dass die gesundheitliche Chancengleichheit in der Schweiz nur teilweise gewährleistet ist. Vergleicht man Personen mit Hochschulabschluss mit Personen ohne nachobligatorische Ausbildung, so bewegt sich die erste Personengruppe mehr und raucht weniger häufig. «Es lohnt sich, die Website zu besuchen, denn das MonAM-System ist eine grossartige Ressource, die einen schnellen Zugriff auf zuverlässige und wissenschaftlich fundierte Informationen zu vielen Aspekten von Sucht und NCD bietet», sagt Wally Achtermann, Co-Verantwortliche für das MonAM-System im BAG. MonAM ist frei verfügbar und richtet sich an Präventionsfachleute, Medien, Politiker und andere interessierte Parteien. Die Informationen ermöglichen es auch, die Wirksamkeit der nationalen Strategie NCD und Sucht zu evaluieren.
Gemeinschaftswerk
Sie betont, dass das Monitoring-System ein Gemeinschaftswerk sei, das von zahlreichen Partnern getragen werde. «Nur dank dieser Partnerschaft verfügt MonAM über so umfassende und qualitativ hochstehende Daten», sagt Achtermann. Insgesamt arbeitet das BAG für die Entwicklung und den Unterhalt von MonAM mit rund 30 Organisationen aus Gesundheit, Umwelt, Sozialem und Wirtschaft zusammen. Für die Aufbereitung der Daten und den Online-Auftritt ist das Schweizerische Gesundheitsobservatorium Obsan verantwortlich.
MonAM selber erhebt keine eigenen Daten. Stattdessen baut das Monitoring-System auf unterschiedliche, bereits bestehende Informationen und Messreihen auf, etwa auf Ergebnissen aus der schweizerischen Gesundheitsbefragung. Die vielen Partner des BAG liefern und kontrollieren die Daten, die auf MonAM publiziert werden.
Gestartet ist MonAM im Oktober 2018 mit Daten zu 27 verschiedenen Indikatoren. Unterdessen sind rund 100 Indikatoren online verfügbar, weitere sollen folgen. Zu den neuen Indikatoren gehören etwa Angaben zu Verhaltenssüchten: So gibt MonAM darüber Auskunft, dass in der Schweiz geschätzte 178 000 Personen ein risikoreiches und rund 15 000 Personen ein pathologisches Geldspielverhalten aufweisen. Und MonAM macht ersichtlich, dass seit 2005 jedes Jahr mehr als 3000 Personen zusätzlich mit einer Spielsperre belegt worden sind (neue minus aufgehobene Spielsperren).
Problematische Internetnutzung
Zu den Verhaltenssüchten zählt auch die problematische Nutzung des Internets, die sich unter anderem dadurch definiert, dass andere Aktivitäten (und oft auch der Schlaf) aufgrund der Internetnutzung vernachlässigt werden. Im Jahr 2017 wiesen 3 % der Bevölkerung ab 15 Jahren ein solches Verhalten auf. Männer (3,5 %) sind stärker betroffen als Frauen (2,5 %). In der französischsprechenden Schweiz (4,7 %) gibt es überraschenderweise fast doppelt so viele Betroffene wie in der Deutschschweiz (2,4 %).
Selbstverständlich weiss das System MonAM auch bei den eingangs aufgeworfenen Fragen Bescheid: Mit 82,9 % der Bevölkerung, die sich ausreichend bewegen, führt Graubünden die Rangliste der Kantone an. Doch auch bei den Schlusslichtern – Waadt, Neuenburg, Tessin und Jura – bewegen sich zwei Drittel mindestens während zweieinhalb Stunden pro Woche. Schweizweit ist der Anteil der aktiven Bevölkerung zwischen 2002 und 2017 von 62,2 %
auf 75,7 % gestiegen.
Und was ist mit den Verkehrstoten? Noch eine gute Nachricht: Im Vergleich zu 1992, als 198 Personen starben, forderten die Verkehrsunfälle unter Substanzeinfluss im Jahr 2019 nur noch 28 Tote.