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Prävention verbindet über Fachgrenzen hinweg

Ausgabe Nr. 131
Okt. 2021
Interprofessionalität 
und koordinierte Versorgung

Um die Gesundheit zu verbessern und Krankheiten zu verhindern oder ihr Fortschreiten zu verlangsamen, kommt der Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV) eine immer grössere Bedeutung zu. Es braucht die interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) aller Fachpersonen, um die Prävention über die ganze Versorgungskette zu etablieren.

Das Schweizer Gesundheitswesen ist qualitativ hochstehend, weist aber im Präventionsbereich Lücken auf. Wichtig sind in die Behandlung integrierte präventive Massnahmen, aufeinander abgestimmte Beratungs- und Behandlungsangebote und ein besseres Verständnis für individuelle Bedürfnisse von Pa­tientinnen und Patienten.

Hier dockt die PGV an. Sie hat zum Ziel, Prävention zu stärken und über die gesamte Versorgungskette zu etablieren: von der psychosozialen Beratung in der Gemeinde über die ambulante Arztpraxis bis hin zum stationären Spital- und Reha-Setting. Da Versorgungsketten oft unterbrochen werden, möchte die PGV Schnittstellen zwischen dem Gesundheits-, Sozial- und Gemeinwesen besser aufeinander abstimmen.

Individuelle Lebenssituation im Mittelpunkt

Mit dem biopsychosozialen Ansatz stellt die PGV nicht nur biologische Faktoren der Krankheit ins Zentrum, sondern das Individuum in einer ganzheitlichen Betrachtung. Die aufeinander abgestimmte Behandlung und Beratung durch verschiedene Fachpersonen ermöglicht nebst der konservativen Therapie der Krankheit das Ansprechen von Fragen zu Suchtmittelkonsum, psychischem Wohlbefinden, Ernährungs- und Bewegungsverhalten, Selbstmanagement-Kompetenzen oder sozialer Integration. Einer Person mit Herzerkrankung zum Beispiel stellt der Arzt oder die Ärztin Fragen zu Lebensumfeld oder psychischem Befinden und involviert Angehörige in die Behandlung.

So wird IPZ gelebt

Die IPZ ist eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung der PGV und steht bei zwei * von insgesamt sechs prioritären Interventionsbereichen des Konzepts Projektförderung PGV ** im Fokus. Die Projekte zur Stärkung der Prävention in der Gesundheitsversorgung werden durch die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz begleitet und gefördert. Die folgenden PGV-Projekte zeigen, wie Prozesse zwischen Gesundheits-, Sozial- und Gemeinwesen etabliert werden, wie individuelle Lebenssituationen der Patientinnen und Patienten berücksichtigt und deren Gesundheitskompetenzen gestärkt werden.

  1. SomPsyNet
    Patientinnen und Patienten, die aufgrund körperlicher Erkrankungen ein Spital aufsuchen, sind häufig auch psychosozial belastet, was sich negativ auf ihre Behandlung auswirkt. Ein sektorenübergreifendes Versorgungsnetzwerk in Basel-Stadt hat zum Ziel, ihnen mit einer frühen Identifikation die nötigen Unterstützungsangebote zu vermitteln. Die am Projekt SomPsyNet teilnehmenden vier Spitäler und ambulanten Player nutzen ein digitales System mit einem tabletgestützten Screening und einer Onlineplattform, die bestehende psychosoziale Behandlungsangebote in Basel vernetzt. So können bereits während den Spitalaufenthalten ambulante Behandlungen aufgegleist werden. Neben den Betroffenen sollen auch die Leistungserbringer profitieren – dank einer besseren Nutzung der Schnittstellen und der Etablierung von Netzwerkstrukturen für eine koordinierte Versorgung zwischen stationärer und ambulanter Medizin.
  2. PRiMA
    Damit ältere Menschen und Personen mit chronischen Krankheiten, die im Alltag medizinische und pflegerische Hilfe benötigen, möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, statten ihnen Advanced Practice Nurses (APN) regelmässig Besuche ab. In enger Zusammenarbeit mit dem interprofessionellen Behandlungsteam besprechen APN mit Betroffenen Massnahmen zur Reduzierung von Risikofaktoren oder zur Therapie und ermitteln so den pflegerischen Bedarf. APN haben sich in einem Masterstudium erweitertes Expertenwissen und Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung angeeignet und wirken als Bindeglieder zwischen Betroffenen, Angehörigen und anderen Gesundheitsfachpersonen. Das Projekt «PRiMA – Funktion und Kosten der Advanced Practice Nurses in der Primärversorgung» evaluiert die Leistungen eingesetzter APN, identifiziert Schnittstellen und erarbeitet Empfehlungen.
  3. Aktion Diabetes – Gemeinsam gegen Diabetes
    Oft wird Diabetes erst bei Komplikationen diagnostiziert. Es müssen daher effiziente Prozesse etabliert werden, um die Erkrankung früh zu entdecken, die Betroffenen an die richtigen Fachpersonen zu verweisen und ihre Gesundheitskompetenz zu stärken. Das Projekt «Aktion Diabetes» will die IPZ während der Pflege von Personen mit Diabetesrisiko verbessern, indem es beispielsweise Referenzdokumente zum Management der Krankheit bereitstellt, aber auch Werkzeuge, die den Informationsaustausch und das Empowerment der Patientinnen und Patienten fördern.

* (1)Schnittstellen zwischen den Systemen und den darin tätigen Akteurinnen/Akteuren der PGV, (2)Entwicklung und Implementierung von Gesundheitspfaden mittels Kollaboration und Multiprofessionalität

** Gesundheitsförderung Schweiz, Konzept der Projektförderung Prävention in der Gesundheitsversorgung (PGV) 2021–2024

PGV: Koordinierter Einsatz über die gesamte Versorgungskette hinweg.

Links

Kontakt

Alberto Marcacci
Sektionsleiter Prävention in der Gesundheitsversorgung

Franziska Widmer Howald
Projektleiterin PGV bei Gesundheitsförderung Schweiz
Koordinatorin von PRiMA und SomPsyNet

Raphaël  Trémeaud
Projektleiter PGV bei Gesundheitsförderung Schweiz
Koordinator von Action Diabète

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