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Suchtprävention: quo vadis? Der Versuch einer Antwort

Ausgabe Nr. 118
Sep. 2017
Suchtprävention – quo vadis?

Forum Petra Baumberger. Suchtprävention: quo vadis? Mit dieser Frage setzen sich die Fachpersonen der Suchtprävention auseinander, seit es die Suchtprävention gibt. Und ich wage zu behaupten, dass sich die Suchtprävention seit ihrem Bestehen schon viele Male neu erfunden, sich einem veränderten Zeitgeist und neuen Forschungserkenntnissen angepasst hat. Dadurch hat sie immer wieder den Willen und die Bereitschaft, sich zu verändern, Ideenreichtum und professionelles Handeln bewiesen. Quo vadis? Die Frage ist für die Suchtprävention keineswegs neu.

Mit den Strategien Sucht und nichtübertragbare Krankheiten (NCD) des BAG taucht sie schlicht ein weiteres Mal in neuem Kleid auf. Was bedeuten die beiden Strategien für die Suchtprävention? Wie platziert sie sich im weiten Feld der nichtübertragbaren Krankheiten? Ein Feld, in dem Sucht eine Randerscheinung ist? Wo macht es Sinn, dass sie sich öffnet und neue Wege beschreitet? Und wo tut sie besser daran, am Bestehenden festzuhalten? Das sind die Fragen, mit denen sich die Suchtprävention im Moment beschäftigt. Eine verlässliche Antwort kann ihr niemand geben, dazu sind die beiden Strategien noch zu neu. Sie darf aber darauf vertrauen, dass sie die Antwort in den kommenden Monaten selber findet. So wie sie sie in der Vergangenheit stets gefunden hat. Trotzdem nutze ich diese Plattform für den Versuch einer – zumindest oberflächlichen – Antwort.

Die Suchtprävention versteht sich schon heute nicht als unabhängiges Arbeitsund Politikfeld. Sie ist Teil der Viersäulenpolitik, die neben der Prävention die Behandlung, Schadensminderung und Regulierung umfasst. Einer Politik, deren Umsetzung aus einem untrennbaren Gefüge sozial-, gesundheits-, sicherheitsund bildungspolitischer Massnahmen besteht. Die Suchtprävention ist sich gewohnt, in diesem Gefüge zu arbeiten: Sie pflegt Schnittstellen zu vielen anderen Arbeitsfeldern, von der frühen Förderung bis zur Altenpflege. Und sie kooperiert mit einer Vielzahl von Partnern, die zum Teil sehr verschiedene Ansprüche haben. Die Strategien Sucht und NCD werden das Betätigungsfeld der Suchtprävention noch breiter machen. Ein Beispiel: In der Strategie Sucht plant das BAG, den Ansatz der Schadensminderung weiterzuentwickeln. In der NCD-Strategie definiert es Prävention in der Gesundheitsversorgung als zentrales Handlungsfeld. Zusammengesetzt ergibt sich daraus folgendes Szenario: Die Suchtprävention wird in Zukunft nicht mehr nur dann gefragt sein, wenn es darum geht, den Konsum zu verhindern. Sondern auch dann, wenn eine Person wegen ihres Konsums bereits in Behandlung ist – mit dem Ziel, künftige Schäden zu verhindern oder zu vermindern. Dafür bedient sich die Suchtprävention der Idee, die wir aus der Schadensminderung kennen.

Das Beispiel ist theoretisch, und es ist möglicherweise komplett falsch. Was ich damit zeige: Die Strategien Sucht und NCD eröffnen der Suchtprävention vielversprechende Entwicklungswege. Sie bringen ihr aber gleichzeitig noch mehr Interdisziplinarität, mögliche Partner und Schnittstellen. Die Suchtprävention wird gefordert sein, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sich die richtigen, wirklich wichtigen Betätigungsfelder zu erschliessen. Und sie wird gefordert sein, sich bei aller Interdisziplinarität, Koordination und Kooperation nicht selbst zu verlieren. Nicht zu vergessen, dass sie kein unabhängiges, aber ein eigenständiges Berufsfeld ist, das es als solches auch in Zukunft braucht. Eingebettet zwar in ein sinnvolles und übergeordnetes Ganzes, aber mit einem eigenen, klaren Profil.

Petra Baumberger, Generalsekretärin Fachverband Sucht

Kontakt

Petra Baumberger, Generalsekretärin Fachverband Sucht, baumberger@fachverbandsucht.ch www.fachverbandsucht.ch

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