
Wundinfektionen verringern
Feb. 2020Qualität und Patientensicherheit
Prävention. Seit die Wundinfektionen in der Schweiz zentral erfasst werden und die Spitäler sich untereinander vergleichen können, nimmt die Infektrate ab. Mit dem Ziel, noch mehr Infektionen zu verhindern, stellt Swissnoso den Spitälern ein Interventionsmodul zur Verfügung: Nun können medizinische Fachpersonen mit einer App überprüfen, ob sie die Massnahmen zur Infektionsprävention korrekt durchführen.
Verletzungen der Haut stellen ideale Eintrittspforten für Erreger dar. Deshalb machen Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen (im Englischen surgical site infections, SSI) mehr als einen Viertel der Spitalinfektionen aus. Die Komplikationen führen nicht nur zu höheren Kosten, sondern auch dazu, dass Patientinnen und Patienten länger im Spital bleiben müssen – oder in den schlimmsten Fällen sogar sterben. Als wichtiges Instrument der Qualitätsmessung erfasst das nationale Zentrum für Infektionsprävention Swissnoso im Auftrag des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) seit 2009 schweizweit die Infektraten bei zwölf definierten Eingriffen, beispielsweise beim Einsetzen von Hüft- und Kniegelenksprothesen, bei Operationen am Darm oder bei Kaiserschnittgeburten.
Leistungsvergleich fördert den Wettbewerb
Die jährliche zentrale Auswertung der Daten erlaubt den Spitälern, ihre eigenen Infektraten zu überprüfen und mit den anderen Institutionen zu vergleichen. Dieser Leistungsvergleich setzt einen Qualitätswettbewerb in Gang: Die Sorge um die Sicherheit ihrer Patientinnen und Patienten und um ihren guten Ruf motiviert viele Spitäler, zusätzliche Anstrengungen zur Verhütung von SSI zu unternehmen, wie eine Studie kürzlich gezeigt hat. Tatsächlich sind die durchschnittlichen Infektionsraten gemäss dem neuesten nationalen Vergleichsbericht bei den meisten Eingriffen (von Blinddarm-Entfernungen über Herzoperationen bis zum Einsetzen von Hüftgelenksprothesen) im Vergleich zu 2009 statistisch signifikant verringert.
Drei elementare Massnahmen
Um die Infektionsraten noch weiter zu reduzieren, hat Swissnoso im Rahmen der Strategie NOSO mit Unterstützung des BAG im Jahr 2015 ein zusätzliches Modul gestartet. Das Ziel: Dafür zu sorgen, dass das medizinische Personal bei der Vorbereitung einer Operation drei elementare Massnahmen korrekt durchführt, die anerkanntermassen das Risiko einer Infektion verringern:
- Entfernung der Haare an der Operationsstelle
- Desinfektion der Haut
- Prophylaktische Gabe von Antibiotika
Während der Pilotphase in neun Spitälern hat Swissnoso die Spitalmitarbeitenden in der Anwendung dieser drei Massnahmen geschult, die Verantwortlichkeiten im Operationssaal geklärt und so die Organisationsstruktur optimiert. Mit einer auf dem Smartphone oder Tablet bedienbaren App namens «Clean Care Monitor» hat das Fachpersonal die Einhaltung der Massnahmen dokumentiert. Die App gibt nicht nur direkte und zeitnahe Rückmeldungen, sondern erlaubt auch eine kontinuierliche Überwachung und den Vergleich mit anderen Spitälern. Nach drei Jahren führte das Pilotprojekt dazu, dass die korrekte Umsetzung der Massnahmen von 55 % auf 84 % gestiegen ist.
Infektionsrate um 10 Prozent senken
Aufgrund der ermutigenden Resultate des Pilotprojekts ist das Programm im Jahr 2019 auf die ganze Schweiz ausgeweitet worden, es steht nun allen hiesigen Spitälern zur Verfügung. Swissnoso hat noch viel vor: Das Ziel ist, die Wundinfektionsrate innert zwei Jahren um mindestens 10 % zu senken. Das bedingt, dass 90 % aller Operationen in der Schweiz erst dann beginnen, nachdem alle Massnahmen zur Infektionsprävention gewissenhaft und vorbildlich ausgeführt worden sind.