actionsanté – Wenn Unternehmen Verantwortung für die Gesundheit übernehmen
Apr. 2017Ende der Nationalen Präventionsprogramme
actionsanté. actionactionsanté, ein Highlight des NPEB. Roger Darioli gibt Auskunft über die Entstehung, die Ziele und das Erreichte der Initiative actionsanté des Bundesamts für Gesundheit BAG und des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. Sie wird auch in der neuen NCD-Strategie weitergeführt.
Warum wurde actionsanté 2009 ins Leben gerufen?
actionsanté wollte vor allem einen bisher noch kaum eingeschlagenen Weg beschreiten und die Zusammenarbeit mit wirtschaftlichen und institutionellen Akteuren suchen. Diese Akteure bergen grosses Potenzial im Präventionsbereich: Indem sie ihr Angebot oder ihre Tätigkeit nach dem Motto «make the healthy choice the easy choice» gestalten, können sie auf das Umfeld von Einzelpersonen einwirken und deren Gesundheitsverhalten positiv beeinflussen.
Bei der Konzepterarbeitung konnten wir auf Erfahrungen im Ausland zurückgreifen. Die EU-Kommission (Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher) hat 2005 ihre Aktionsplattform lanciert. Andere EU-Staaten sind diesem Beispiel gefolgt.
Was konnte seit 2009 mit dieser Initiative erreicht werden?
Fast alle grossen Player der Lebensmittelbranche sind oder waren Partner. 23 Partner gaben 37 Aktionsversprechen ab, vor allem in den Aktionsbereichen Lebensmittelreformulierung. Die Aktionsversprechen betreffen etwa die Salz- und Zuckerreduktion in einem breiten Spektrum von Produkten und die Einschränkung von an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte.
Das Bewusstsein zu schaffen für die Notwendigkeit von Lebensmittelreformulierungen, ist heute ein etabliertes Thema in der Industrie. Dies zeigt sich z.B. am Runden Tisch von Mailand, wo sich die wichtigsten Schweizer Joghurt- und Frühstückscerealien- Hersteller mit Alain Berset zusammengefunden haben, um die Zuckerreduktion in diesen Produktgruppen anzugehen.
Welche Motivation haben Unternehmen, sich freiwillig bei actionsanté zu engagieren? Wie profitieren Unternehmen, die sich bei actionsanté engagieren?
Die Partnerschaft beruht auf dem Win-win-Prinzip: Die Unternehmen tragen einerseits dazu bei, durch freiwillige Aktionen einen gesunden Lebensstil der Bevölkerung zu fördern. Im Gegenzug können sie das Logo von actionsanté für die Kommunikation in Zusammenhang mit ihrer Aktion verwenden und profitieren von weiteren Angeboten.
Kurz, dieses Engagement im Sinne der CSR (Corporate Social Responsibility) bedeutet Imagegewinn, Anerkennung seitens BAG/ BLV, Wertschätzung der Bemühungen, das Umfeld der Konsumentinnen und Konsumenten so zu gestalten, dass ein gesundes Konsumverhalten gefördert wird.
Ausserdem organisiert actionsanté eine Jahreskonferenz mit ihren Partnern, um die Vernetzung zu fördern, die Aktionen der Partner vorzustellen und sich mit Themen zu befassen, wo noch ein vermehrtes Engagement notwendig ist (z.B. Salzstrategie, Langsamverkehr usw.).
Welches sind die grössten Herausforderungen dieser Initiative?
Ich kann hierzu drei Herausforderungen nennen: 1. Die Weiterführung und der Ausbau der Aktionsversprechen durch die Partner stellen eine erste grosse Herausforderung dieser Initiative dar, die aufgrund ihrer Anreizwirkung und ihres freiwilligen Charakters beispielhaft ist. 2. Eine weitere grosse Herausforderung ist, dass die Konsumentinnen und Konsumenten auf diese Aktionsversprechen reagieren, indem sie tatsächlich die gesünderen Produkte kaufen oder sich vermehrt für sanfte Mobilität entscheiden. Und 3. kommt auch die Verantwortung unserer Regierung hinzu, die eine solche Initiative zur Reduzierung chronischer NCD unterstützen muss, denn diese machen allein 80 Prozent der Gesundheitskosten aus.
Wie kann die Qualität der Aktionsversprechen sichergestellt werden? Wie kann man vermeiden, dass actionsanté von den Unternehmen nur aus Imagezwecken benutzt wird?
Die Unternehmen stellen im Rahmen einer Absichtserklärung ihre Aktion vor und ebenso die Ziele, die sie mit dieser Aktion erreichen wollen. Um Partner von actionsanté zu werden, müssen die vorgeschlagenen Aktionen den verschiedenen Aufnahmekriterien entsprechen. Zusätzlich erklärt sich das Unternehmen bereit, seine Aktion am Ende des Jahres einer Selbstevaluation zu unterziehen.
Die Bewertung von Aktionsversprechen geschieht entweder durch die Expertengruppe actionsanté (EGAS) und der dort definierten Kriterien oder anhand von internationalen Kriterien, z.B. des WHO-Europa Nutrient Profile.
Zur Person
Dr. med. Roger Darioli ist Honorarprofessor an der Universität Lausanne und ehemaliger Chefarzt der Beratungsstelle für kardiovaskuläre Prävention CHUV-PMU in Lausanne. Derzeit ist er Stiftungsratspräsident des Schweizerischen Vitamininstituts in Epalinges/Lausanne und Vizepräsident der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung.