«Lebende Bücher» erzählen die Geschichten ihrer Demenz
Okt. 2018Kommunikation im Gesundheitswesen
Erfahrung. Zurzeit sind schätzungsweise 148 000 Menschen in der Schweiz an Demenz erkrankt. Wichtige Schwerpunkte der Nationalen Demenzstrategie 2014–2019 sind die Verbesserung des Wissens der Bevölkerung über Demenzerkrankungen, die Entstigmatisierung sowie der Abbau von Vorurteilen und Hemmschwellen für die gesellschaftliche Partizipation. Zu diesem Zweck organisiert Alzheimer Schweiz in Zusammenarbeit mit Science et Cité und dem BAG drei Pilotveranstaltungen besonderer Art.
In einer «Living
Library» können Menschen für Gespräche zu speziellen Themen «ausgeliehen»
werden, zum Beispiel eine Burnout-Betroffene, ein Flüchtling, ein
Sehbehinderter
– oder eben eine
Person mit Demenz. Es sind Menschen,
die mit Vorurteilen oder sozialer Ausgrenzung zu kämpfen haben. Die
Betroffenen, ihre Angehörigen und Fachpersonen stellen sich für persönliche
Gespräche zur Verfügung, etwa im
Rahmen einer Veranstaltung.
Alzheimer
Schweiz, Science et Cité sowie das BAG organisieren von Herbst 2018 bis
Frühjahr 2019 drei
«Living
Library»-Veranstaltungen zum Thema «Demenz im Gespräch». Das Ziel dieser
Pilotveranstaltungen ist es, einer breiten Öffentlichkeit den Austausch mit
Betroffenen zu ermöglichen und Berührungsängste abzu- bauen und so das
Verständnis für die Erkrankung und die Betroffenen zu fördern.
Das einzigartige
«Living Library»-Format ermöglicht einen ungewöhnlichen, niederschwelligen
Erfahrungs- austausch, bei dem Betroffene, Angehörige und Fachpersonen im
Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung über
ihre Erfahrungen
und Erlebnisse berichten. Bei diesen sehr persönlichen Gesprächen können sich
die «Leserinnen und Leser» in die Situation ihres Gegenübers hineinversetzen
und erfahren dadurch mehr über Demenz. Die Männer und Frauen, die sich im
Rahmen der Pilotveranstaltungen als
«lebende Bücher»
zur Verfügung stellen, haben viel Erfahrungswissen zum Thema Demenz. Für jede
der drei Veranstaltungen werden andere Menschen mit unterschiedlicher Erfahrungs- und Fachexpertise ausgewählt. Der Fokus liegt in erster Linie
auf Men- schen mit Demenz im
Frühstadium sowie deren Angehörigen. Die Veranstalter
legen grossen Wert darauf, eine besonders für Demenzerkrankte angemessene
Atmosphäre zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, ihre Rolle als Expertin oder
Experte für Fragen zu einem Leben mit Demenz einzunehmen, ohne überfordert zu
werden. Die Veranstaltungen werden
von Mitarbeitenden von Alzheimer Schweiz und ihren kantonalen Sektionen begleitet.
Das Pilotprojekt
wird von Science et Cité begleitend evaluiert. Die Erkenntnisse fliessen in
die Erarbeitung eines Veranstaltungsmanuals durch Alzheimer Schweiz ein, das
als Praxisanleitung für weitere Veranstaltungen dienen soll. Die erste
Veranstaltung fand im September 2018 in Bern statt. Bis Ende des Jahres wird
auch im Kanton Tessin eine Veranstaltung organisiert. Den Abschluss der Reihe
bildet die Pilotveranstaltung Anfang 2019 in der Westschweiz.