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Kommunikation ist ein wichtiges Instrument, um die Gesundheitskompetenz zu stärken

Ausgabe Nr. 122
Okt. 2018
Kommunikation im Gesundheitswesen

Gespräch. Das BAG hat sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheitskompetenz und das Selbstmanagement bei chronischen Krankheiten in der Bevölkerung zu verbessern. Die Kommunikation kann auf verschiedenen Wegen dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen.

Viele Personen in der Schweiz haben Mühe, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen und anzuwenden. Das zeigt eine Studie zur Gesundheitskompetenz der Schweizer Bevölkerung aus dem Jahre 2015. Diese Personen verfügen über eine problematische oder gar ungenügende Gesundheitskompetenz. Das Problem betrifft insbesondere ärmere Menschen sowie Migrantinnen und Migranten. Gute Kommunikation ist wichtig, um die Gesundheitskompetenz zu verbessern. Darunter fallen insbesondere
•   die Sensibilisierung der Bevölkerung mit dem Ziel, Krankheiten oder Sucht vorzubeugen,
•   das Zurverfügungstellen von leicht zugänglichen und verständlichen Gesundheitsinformationen sowie
•   das Fördern der Verständigung zwischen Gesundheitsfachleuten und Patienten.

Das BAG hat sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung zu verbessern. Grundlage für diese Arbeiten sind die bundesrätliche Strategie «Gesundheit 2020» sowie die NCD-Strategie 2017–2024. Um das Ziel zu erreichen, setzt das BAG auf verschiedene Kommunikationsmassnahmen, etwa Kampagnen zur Sensibilisierung der Bevölkerung (HIV, Organspende etc.). Dabei fokussiert das BAG immer stärker auch auf den Dialog anstatt auf einseitige Informationsübermittlung, etwa mithilfe von Social Media oder Apps, die ein Feedback und einen Austausch ermöglichen.

Ein weiteres Angebot ist die OnlinePlattform migesplus, das Portal für gesundheitliche Chancengleichheit des Schweizerischen Roten Kreuzes, die vom BAG unterstützt wird. Das Portal verbreitet leicht verständliche Gesundheitsinformationen in verschiedenen Sprachen. Auf der Plattform stehen Broschüren, Flyer und Filme von 80 Gesundheitsorganisationen zur Verfügung, die sich spezifisch an Personen mit geringer Gesundheitskompetenz richten. Besonders beliebt ist der «Gesundheitswegweiser Schweiz», der auf einfache Weise unser Gesundheitssystem erklärt und kostenlos in 18 Sprachen erhältlich ist. Auch die aktuelle Organspende-Kampagne ist eine Massnahme des BAG, die zeigt, welche Bedeutung Kommunikation haben kann: Ein Entscheid für oder gegen eine Organspende muss frühzeitig erfolgen, da im Notfall oft die Zeit oder die Möglichkeit fehlt, sich darüber Gedanken zu machen. Wenn dieser Entscheid in einer Notfallsituation gefällt werden muss, entscheiden sich die Angehörigen aufgrund der Unsicherheit, was der Patient bzw. die Patientin wirk- lich will, erfahrungsgemäss eher gegen eine Organentnahme (siehe Artikel Organspende). Entsprechend verfolgt die Organspende-Kampagne das Ziel, dass möglichst viele Menschen mit Angehörigen über ihre Wünsche sprechen. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Kommunikation zwischen Gesundheitsfachleuten und Patientinnen und Patienten (siehe Interview mit Sabina Hunziker, Studie zur Gesundheitskompetenz und Bericht zum interkulturellen Dolmetschen). Gesundheitsfachleute müssen sich klar und verständlich ausdrücken können und eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre schaffen.

Was ist Gesundheitskompetenz?

Aber was versteht man eigentlich unter Gesundheitskompetenz? Gesundheitskompetenz (engl. Health Literacy) umfasst das Wissen sowie die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Gesundheitskompetent ist, wer im Alltag Entscheidungen treffen kann, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Dazu gehört das kritische Hinterfragen von Informationen: Muss ich bei einem Arzt eine Zweitmeinung einholen? Benötige ich diese Impfung? Gesundheitskompetenz umfasst sowohl Krankheitsbewältigung als auch Prävention und Gesundheitsförderung.
Bei Patientinnen und Patienten ist Gesundheitskompetenz ein wesentlicher Faktor für den Behandlungserfolg und die Verbesserung der Patientensicherheit. Studien zeigen, dass Personen mit höherer Gesundheitskompetenz eine geringere Anzahl Spitalbesuche aufweisen, zum Beispiel aufgrund richtiger Einnahme von Medikamenten. Gesundheitskompetente Menschen können besser mit ihrer Krankheit und den Verän- derungen der Lebensumstände umgehen. Gesundheitskompetenz ist auch eine wichtige Grundlage für die Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Patienten und ermöglicht erst eine aktive, selbstbestimmte Teilhabe am Gesundheitssystem. Dieser Umgang mit der Erkrankung und der Gesundheitsversorgung ist ein Teilaspekt der Gesund- heitskompetenz und wird als Selbstmanagement bezeichnet (siehe Box).

Kommunikation als Schlüsselfaktor

In der Schweiz gibt es im Bereich Gesundheitskompetenz noch einiges an Verbesserungspotenzial. Die Kommunikation wird eine Schlüsselrolle übernehmen, wenn es darum geht, die Bevölkerung gesundheitskompetenter zu machen. Dazu braucht es mehr Sensibilisierungsangebote, die sich spezifisch an Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz richten. Möglichkeiten gibt es viele, etwa die Erarbeitung von einfach verständlichen Texten und Infografiken oder Erklärfilmen zu spezifischen Erkrankungen. Fachleute wiederum können Techniken wie die «Show-Me-Methode» anwenden, um sicherzustellen, dass der Patient oder die Patientin das Gesagte auch wirklich verstanden hat. Auch die Gesundheitsligen können eine wichtige Rolle übernehmen, wenn sie leicht verständliches Informationsmaterial entwickeln und einsetzen. Allerdings wären auch Veränderungen im Gesundheitssystem selbst bedenkenswert. Dieses ist zurzeit relativ komplex und überträgt dem Einzelnen viel Verantwortung. Diese Komplexität kann Personen mit wenig Gesundheitskompetenz überfordern. Gezielte Kommunikationsmassnahmen auf verschiedenen Ebenen sowie einfache und klare Strukturen können die Bevölkerung unterstützen, ihren Weg durchs Gesundheitssystem zu finden und die für sie richtigen Entscheidungen zu treffen.  

Selbstmanagement fördern

Selbstmanagement beinhaltet das, was Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Suchtbetroffene unternehmen, um mit der eigenen Erkrankung umzugehen, ihren Symptomen, der Behandlung, den körperlichen, psychischen und sozialen Folgen und den damit zusammenhängenden Änderungen der Lebensumstände. Das BAG fördert das Selbstmanagement auf verschiedenen Ebenen. So können in der Projektförderung Prävention in  der Gesundheitsversorgung (gemeinsam mit Gesundheitsförderung Schweiz) Projekte mit Interventionsbereich Selbstmanagement finanziell unterstützt  werden.  Zudem hat das BAG einen sogenannten Referenzrahmen für die Selbstmanagement-Förderung erarbeitet, ein Grundlagenbericht, der ein gemeinsames konzeptionelles Verständnis unter den Akteuren fördern soll.

Auch im Bereich der Selbstmanagement-Förderung ist die Kommunikation ein wichtiges Element: Das BAG hat dieses Jahr eine Stakeholder-Plattform ins Leben gerufen, damit sich interessierte Organisationen regelmässig austauschen können. Das Ziel besteht darin, die Bedürfnisse der Stakeholder zu identifizieren, innovative Ansätze zu entwickeln und relevante Fragestellungen anzugehen. Wichtig sind zudem die Information und die Sensibilisierung der Fachleute: Es braucht ein besseres Verständnis, was Selbstmanagement-Förderung bei chronischen Krankheiten und Sucht bedeutet und welchen Nutzen diese Angebote den Betroffenen, den Akteuren in der Gesundheitsversorgung und der Gesellschaft bringen.  

Kontakt: Nadine Stoffel-Kurt, Sektion Ernährung und Bewegung,

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Kontakt

Karin Gasser, Sektion Gesundheitliche Chancengleichheit,
karin.gasser-gp@bag.admin.ch

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