
Adipositas: Eine unterschätzte Krankheit, die viel Leid auslöst
Mär. 2024Adipositas bekämpfen
Forum. Die gängige Annahme, dass Adipositas durch mehr Bewegung und ein gesünderes Essverhalten geheilt werden kann, trifft in den meisten Fällen nicht zu. In der Öffentlichkeit bestehen noch immer grosse Wissenslücken zum Thema Adipositas. Die Allianz Adipositas Schweiz hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, diese Wissenslücken zu schliessen.
Der Verein Allianz Adipositas Schweiz setzt sich aus mehreren nationalen Trägerorganisationen zusammen, die im Bereich der Adipositas-Therapie tätig sind. Gemeinsam möchten sie die Bevölkerung und das medizinische Fachpersonal für Adipositas und die Bedürfnisse der Betroffenen sensibilisieren und das Therapieangebot von der Prävention bis zur lebenslangen Nachsorge optimieren. Die Bekämpfung von Stigmatisierung der Betroffenen ist dabei ein grosses Anliegen der Allianz.
Werden Menschen mit Adipositas von der Gesellschaft stigmatisiert, kann dies zu einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustands führen und schwerwiegende Folgen haben. Zur Reduktion der Stigmatisierung von Menschen mit Adipositas sollte aus Sicht der Allianz Adipositas Schweiz eine breit angelegte Aufklärungskampagne zu Adipositas als ernsthafte chronische Erkrankung lanciert werden.
Adipositas wird gemäss der internationalen Klassifikation der Krankheiten seit 1997 als komplexe chronische Krankheit definiert. In der Schweiz ist für die Anerkennung einer Krankheit die Definition im Bundesgesetz über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts Art. 3 massgebend. Somit ist auch in der Schweiz die Anerkennung gegeben, und im Rahmen der obligatorischen Krankenversicherung (OKP) ist die Kostenübernahme der Behandlung von Adipositas grundsätzlich nicht in Frage gestellt. Trotzdem mangelt es noch immer an einer einheitlichen Kommunikation – Adipositas wird teils als Risikofaktor für andere Erkrankungen, teils als eigenständige (Volks-)Krankheit bezeichnet. Dies führt zu Verwirrung und fehlender Akzeptanz der Krankheit. Deshalb fordert die Allianz Adipositas Schweiz eine klare und einheitliche Kommunikation: Adipositas ist eine eigenständige Krankheit und nicht situativ eine «Volkskrankheit» oder nur «Risikofaktor» von nichtübertragbaren Krankheiten.
Die Schweiz gehört nicht zu den Vorreitern in der Prävention von nichtübertragbaren Krankheiten. Die heutigen Primärpräventionsmassnahmen, wie beispielsweise kantonale Ernährungs- und Bewegungsprogramme, zielen auf Kinder, Jugendliche und ältere Menschen. Sekundärpräventionsmassnahmen sind auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet, etwa multiprofessionelle Gruppen- und Individualprogramme. Solche Programme werden über die OKP vergütet. Die Gruppe der 20- bis 65-Jährigen wird hingegen noch grossmehrheitlich ausgeklammert und die Vergütung von Massnahmen für Erwachsene fehlt.
Die Allianz Adipositas Schweiz setzt sich deshalb für die Etablierung multidisziplinärer Angebote für Erwachsene ein und erarbeitet dazu ein Konzept, welches Empfehlungen für die konservative Adipositas-Therapie für Erwachsene festlegt, mit dem Ziel einer durchgängigen Vergütung aller möglichen Therapiestufen durch die OKP.
Kontakt
Doris Fischer-Taeschler
Präsidentin Allianz Adipositas Schweiz
www.allianzadipositasschweiz.ch