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International vernetzte Bewegungsförderung

Ausgabe Nr. 134
Jun. 2022
Bewegung

Am paneuropäischen Programm für eine nachhaltige und gesundheitsfördernde Mobilität THE PEP beteiligt sich die Schweiz schon seit der Gründung vor zwanzig Jahren. Nun will die Schweiz auch GAPPA umsetzen – den «Global Action Plan on Physical Activity» der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Genau zwanzig Jahre ist es her, als die Schweiz mit einigen weiteren Ländern THE PEP lancierte. Der Name leitet sich ab aus: «Transport, Health, Environment – a Pan-European-Programme» und wird von der UNO-Wirtschaftskommission (UNECE) und WHO Europa umgesetzt. Es bezweckt, Vertreterinnen und Vertreter aus den Sektoren Verkehr, Gesundheit und Umwelt an einen Tisch zu bringen, um gemeinsame Antworten auf Herausforderungen wie Luftverschmutzung und körperliche Inaktivität zu finden.

Eine solche sektorenübergreifende Zusammenarbeit fördert nicht nur den Austausch zwischen Fachpersonen, die ansonsten kaum miteinander in Berührung kommen, sondern sie sorgt auch dafür, dass Themen wie die nachhaltige Mobilität ganzheitlich angegangen werden und dadurch Synergien entstehen. Am letzten Ministertreffen, das im Mai 2021 pandemiebedingt virtuell abgehalten wurde, haben die Regierungen der Schweiz und weiterer 40 europäischer Länder die Wiener Erklärung verabschiedet, die unter anderem einen Masterplan zur Förderung des Radverkehrs enthält – und etwa die Erstellung eines umfassenden Netzes von sicheren Velowegen fordert.

Aktionsplan für mehr Bewegung

Die Schweiz beteiligt sich auch am globalen Aktionsplan der WHO zur Förderung der körperlichen Aktivität (GAPPA), der den Anteil körperlich inaktiver Menschen bis 2030 weltweit um 15 Prozent seken will. Das BAG koordiniert die Umsetzung dieses Plans in der Schweiz im Rahmen der NCD- Strategie – und hat darum eine Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, in welchen der insgesamt zwanzig Handlungsfelder von GAPPA hierzulande der grösste Handlungsbedarf besteht.

Hanspeter Stamm und Adrian Fischer, die beiden Autoren der Studie, haben dazu verschiedene Expertinnen und Experten nach ihrer Einschätzung von Handlungsbedarf, Umsetzungsstand und Wirkungspotenzial der verschiedenen Handlungsfelder befragt. Die gute Nachricht zuerst: Der Anteil körperlich inaktiver Personen in der Schweiz hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten von knapp 19 auf etwas über 8 Prozent halbiert. Das zeigt, dass hierzulande schon zahlreiche bereits funktionierende Ansätze existierten. Tatsächlich verfügt die Schweiz über ein gut ausgebautes System an Wanderwegen, Sportanlagen und Bewegungsangeboten, das von einer Mehrheit der Bevölkerung auch genutzt wird. Zahlreiche Handlungsfelder von GAPPA seien mit den aktuellen Aktivitäten bereits abgedeckt, die allerdings weiterzuführen seien, schreiben die Studienautoren.

Vier Handlungsfelder mit hoher Priorität

Bei der Umsetzung des Plans könne sich die Schweiz deshalb auf vier Felder mit hoher Priorität konzentrieren: Erstens müssen Verkehrs- und Stadtplanungspolitik enger verzahnt und zweitens die Fuss- und Velowege ausgebaut und verbessert werden, sodass die aktive Mobilität ihre verdiente Bedeutung erhält und zu einem nachhaltigen und gesundheitsfördernden Lebensstil beiträgt.

Drittens sollen zusätzliche Massnahmen zur Steigerung der Bewegung von Inaktiven entwickelt werden. Allerdings stellen Inaktive in der Schweiz «eine relativ kleine, gleichzeitig aber heterogene und nur schwer erreichbare Zielgruppe dar». Auf die Betagten und Hochbetagten richten die beiden Autoren ein besonderes Augenmerk, denn im Zuge des demografischen Wandels gewinnen altersgerechte Massnahmen zur Bewegungsförderung zusehends an Bedeutung. Deshalb gilt es, das Bewegungsangebot für ältere Personen zu erweitern – und insbesondere auch Hochbetagten den Zugang und die Nutzung von Aussenräumen zu ermöglichen.

Weil von den Personen mit geringem Einkommen überdurchschnittlich viele (39 Prozent) ungenügend körperlich aktiv oder inaktiv sind, seien auch Massnahmen zu entwickeln, die speziell solchen Bevölkerungsgruppen zugute kommen, schreiben Stamm und Fischer. Sie empfehlen gerade auch in weniger privilegierten Quartieren die Förderung eines bewegungsfreundlichen Umfelds. Dazu gehören etwa attraktive, sichere und zugängliche Spielplätze. «Zusätzliche Investitionen in die körperlich aktive Mobilität (Verkehrsplanung und Mobilitätsprojekte) und insbesondere in den Veloverkehr scheinen vielversprechend», so die Autoren.

Ausbau von Bewegungsprogrammen

Und schliesslich gehört der Ausbau von niederschwelligen schuli- schen und ausserschulischen Bewegungsprogrammen zu den Handlungsfeldern mit hoher Priorität. Angesichts der Tatsache, dass die Bewegungs- und Sportaktivitäten während der Adoleszenz stark abnehmen, verdienen die Schule sowie der Schulweg weiterhin grosse Aufmerksamkeit. In Zusammenarbeit mit den Gemeinden soll das Bewusstsein für die Bedeutung des eigenständig bewältigten Schulwegs gestärkt und gleichzeitig das durch Elterntaxis generierte zusätzliche Verkehrsaufkommen reduziert werden. Die für die Studie befragten Expertinnen und Experten sehen etwa bei den Veloförderkursen in Schulen und beim sogenannten bewegten Lernen noch erhebliches Potenzial.

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Kontakt

Gisèle Jungo
Sektion Gesundheitsförderung und Prävention

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