Cannabiskonsum insbesondere bei jungen Erwachsenen verbreitet
Dez. 2023Cannabispolitik – wie weiter?
In der Schweiz wird Cannabis vorwiegend von jungen Menschen konsumiert, weshalb die Prävention auf diesen Bereich fokussiert. Das BAG unterstützt Kantone und Gemeinden bei der Entwicklung und Umsetzung von Präventionsmassnahmen, finanziert Forschungsprojekte und unterhält das Online-Portal SafeZone.ch, eine Online-Beratung zu Suchtfragen.
Unter den illegalen Drogen ist Cannabis Spitzenreiter in Sachen Konsum: Mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung ab 15 Jahren gibt in Umfragen an, schon mindestens einmal im Leben Cannabis probiert zu haben. Aus den Zahlen des «Schweizer Monitoring-Systems Sucht und nichtübertragbare Krankheiten» (MonAM) geht hervor, dass vor allem Jugendliche und junge Erwachsene konsumieren: Im Jahr 2022 haben 7,5 Prozent der 14- und 15-Jährigen angegeben, mindestens einmal in den letzten 30 Tagen Cannabis konsumiert zu haben. Dieser Anteil ist bei älteren Personen (15- bis 64-Jährige) mit 4 Prozent deutlich tiefer.*1 Auffällig ist: Während 20- bis 24-Jährige am häufigsten konsumieren, sinkt der Konsum mit zunehmendem Alter. Insbesondere zwischen 25 und 30 Jahren wird er oft deutlich reduziert – bei Frauen tendenziell etwas früher als bei Männern.*2 Obwohl Cannabiskonsum in der Schweiz verbreitet ist, weist nur ein kleiner Teil der Konsumierenden einen problematischen Konsum auf.*3
Prävalenz des Cannabiskonsums (prozentualer Anteil der Bevölkerung, nach Alter).
Begleitende Ressortforschung zur Cannabisregulierung
Die Tatsache, dass der Cannabiskonsum trotz Illegalität in der Schweiz verbreitet ist und insbesondere bei jungen Menschen auftritt, wirft Fragen zur Regulierung auf. Das BAG hat dazu eine Forschungsagenda erstellt, an der sich die wissenschaftlichen Cannabis-Pilotversuche orientieren können. Diese Versuche können insbesondere Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verkaufsmodelle aufzeigen (Apotheken, nicht-gewinnorientierte Vereine, Cannabis Social Clubs, gewinnorientierte Cannabisläden u.a.). Andere Fragen, etwa im Zusammenhang mit der Verdrängung des Schwarzmarkts, der Unterstützung von konsumierenden Jugendlichen, der wirksamen Besteuerung oder der Produktsicherheit, untersucht das BAG zusätzlich im Rahmen seiner Ressortforschung. Mit Monitorings – beispielsweise MonAM – verfolgt das BAG zudem die Veränderung des Konsumverhaltens und andere relevante Indikatoren, um Veränderungen auf Bevölkerungsebene untersuchen zu können.
Prävention insbesondere im Jugendbereich
Unabhängig von der Frage, wie eine künftige Regulierung aussehen wird, kommt der Prävention im Bereich Cannabis eine zentrale Rolle zu. Das BAG unterstützt Kantone, Gemeinden und Institutionen bei der Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen in der Prävention, Früherkennung und Behandlung von Suchtproblemen. Dabei liegt der Fokus auf der Früherkennung und Frühintervention bei gefährdeten Jugendlichen und jungen Erwachsenen und insbesondere auf Aktivitäten im Schulsetting.
Zu den vom BAG unterstützten Präventionsmassnahmen gehören etwa der Betrieb der Plattform «bildung + gesundheit Netzwerk Schweiz» sowie die Förderung von «schulnetz21». Weiter unterhält das BAG das Portal SafeZone.ch, eine Online-Beratung zu Suchtfragen. Dieses bietet Beratung für Betroffene, Angehörige und Fachpersonen an – kostenlos und anonym.
Zunehmende Gefahren auf dem Substanzmarkt
Bei der Diskussion um eine mögliche Cannabisregulierung sind auch die Gegebenheiten auf dem Schwarzmarkt entscheidend. Auch hier liefert das BAG entsprechende Grundlagen und Zahlen. Problematisch sind zum Beispiel hochpotente Produkte und solche, die mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt wurden. Insbesondere der THC-Gehalt von Cannabisprodukten hat zugenommen: Lag der durchschnittliche THC-Gehalt 2007 noch auf einem Tiefstwert von 10,7 Prozent, wurde im Jahr 2022 im Schnitt ein THC-Gehalt von 24 Prozent festgestellt.*4
Wirtschaftliche Auswirkungen der Cannabisregulierung
Jährlich werden in der Schweiz 56 Tonnen Marihuana (Cannabisblüten) und Haschisch auf dem Schwarzmarkt umgesetzt, was einem Umsatz von rund 580 Mio. Franken entspricht. Zu diesen Zahlen kommt eine vom BAG mitfinanzierte Studie.*5 Die Studie hat auch modelliert, welche volkswirtschaftlichen Auswirkungen drei unterschiedliche Regulierungsszenarien hätten: ein stark regulierter Markt, ein freier Markt und ein nicht-kommerzieller Markt mit Selbstanbau und Konsumvereinen.
In einem strikt regulierten Markt wäre demnach mit den höchsten jährlichen Steuereinnahmen zu rechnen (464 Mio. Franken) und den niedrigsten Kosten für die Gesellschaft (direkte Strafverfolgungs- und Justizkosten pro Jahr: 0,4 Mio. Franken; jährliche Gesundheitskosten: 22,5 Mio. Franken). Ein deregulierter legaler Markt würde hingegen die geringsten Steuereinnahmen verursachen (11,5 Mio. Franken) und die höchsten Kosten für die Allgemeinheit (Gesundheitskosten: 29,9 Mio. Franken, Strafverfolgungs- und Justiz- kosten: 0,3 Mio. Franken).
Link zur Studie.
Quellen
*1 MonAM, 2017. Cannabis und andere Drogen.
*3 Obsan-Bericht 03/2023. Psychische Gesundheit – Erhebung Herbst 2022
*4 Schweizerische Gesellschaft für Rechtsmedizin SGRM, Gruppe Forensische Chemie, Statistik 2022THC.
*5 Hoff,O.(2022): Cannabis in der Schweizer Volkswirtschaft. Zürich und Genf: Seismo Verlag