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Wenn Kinder und Jugendliche Angehörige betreuen

Ausgabe Nr. 128
Sep. 2020
Kinder und Jugendliche

Eine Bevölkerungsbefragung zeigt, wie viele Kinder und Jugendliche sich in der Schweiz um kranke Grosseltern, Eltern oder Geschwister kümmern und wie es ihnen dabei geht. Die Studie macht deutlich, dass eine Betreuungsaufgabe sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann und dass Unterstützung vor allem in Notfällen gefragt ist.

Positive und negative Auswirkungen für betreuende Angehörige unter 16 Jahren

Das Förderprogramm «Entlastungsangebote für betreuende Ange­hörige 2017–2020» des BAG erforscht die Situation und die Bedürfnisse von betreuenden Angehörigen, mit dem Ziel, Entlastungs­angebote (weiter) zu entwickeln. In diesem Zusammenhang haben die Careum Hochschule Gesundheit und gfs.bern eine für die Schweiz repräsentative Bevölkerungsbefragung von betreuenden Angehörigen durchgeführt. Über 2400 betreuende Angehörige – davon 389 Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 15 Jahren – haben sich freiwillig an der Studie beteiligt.

Auch Kinder und Jugendliche betreuen Angehörige

Geschätzte 49 000 Kinder und Jugendliche in der Schweiz nehmen betreuende und pflegerische Aufgaben wahr. Das heisst, 9 % der Personen zwischen 9 und 15 Jahren sind sogenannte Young Carers. Meistens betreuen sie Verwandte (40 % Grosseltern, 32 % Eltern, 14 % Geschwister). Im Vordergrund steht die emotionale Unterstützung, also den Angehörigen Gesellschaft zu leisten oder zum Rechten zu schauen. Im Schnitt beginnt die Unterstützung im Alter von 10 Jahren. Das Geschlechterverhältnis ist ziemlich ausgeglichen (Mädchen: 52 %, Jungen: 48 %).

Betreuungsaufgabe auf mehrere Schultern verteilt

Die grosse Mehrheit der Young Carers kann bei der Betreuung auf die Unterstützung einer weiteren Person zählen. Sehr häufig handelt es sich um ein Familienmitglied (82 %), es kann auch eine Ärztin oder ein Arzt (27 %) oder jemand von der Spitex (20 %) sein. 5 % der Jugendlichen erhalten keine Unterstützung in der Betreuung. Insgesamt 83 % der Young Carers finden die Unterstützung ausreichend, bei 16 % trifft dies manchmal zu. Gut 1% oder hochgerechnet 700 Kindern fehlt gemäss eigener Einschätzung die nötige Unterstützung. Besonders oft ist das der Fall, wenn keine Bezugsperson innerhalb der Familie vorhanden ist, mit der Young Carers ihre persönlichen Wünsche und Gefühle besprechen können.

Positive und negative Auswirkungen

Die Young Carers befinden sich selbst oft in einer entscheidenden Entwicklungsphase. Einerseits sind sie mit ihrer Selbstfindung beschäftigt, andererseits lernen sie, soziale Verantwortung innerhalb und aus­serhalb der Familie zu übernehmen. Eine zusätzliche Betreuungsaufgabe kann in diesen Fällen anspruchsvoll und belastend sein.

Die Betreuung von Angehörigen kann sich aber auch positiv auswirken: Soziale und praktische Fähigkeiten werden gestärkt und das Selbstwertgefühl steigt. 90 % der betreuenden Kinder und Jugendlichen schätzen ihre eigene Gesundheit als «gut» oder «sehr gut» ein und viele betonen die neuen Fähigkeiten, die sie durch ihre Tätigkeit erworben haben (siehe Abbildung).

Wünsche nach Unterstützung

Die Young Carers wünschen sich vor allem Hilfe, Informationen und Tipps im Umgang mit Notfällen. Besonders wichtig ist vielen auch, dass sie weiter ihren Hobbys nachgehen können und dass man sie nach ihrer Meinung fragt.

Ausblick

Im letzten Jahr des Förderprogramms «Entlastungsangebote für betreuende Angehörige» erarbeitet das BAG auf der Grundlage aller durchgeführten Forschungsmandate und der Modelle guter Praxis einen Synthesebericht. Dieser nimmt den Handlungsbedarf sowie datengestützte Empfehlungen der Forschenden auch in Bezug auf Young Carers auf und wird in der zweiten Jahreshälfte 2020 veröffentlicht.

Bestehende Angebote

Unterstützungsangebote für Kinder und Jugendliche gibt es viele: Onlineplattformen mit Informationen, Beratung und Austausch, Kurse, Feriencamps und Austauschtreffen. Einige fokussieren auf ein bestimmtes Themenfeld, andere sind thematisch offen.

Kinderseele Schweiz
Das Institut Kinderseele Schweiz bietet Kindern von psychisch erkrankten Eltern Informationen, Beratung und Austausch und vermittelt ihnen konkrete Hilfe. www.kinderseele.ch

Young Carers Get Together – Austauschtreffen für Young Carers
Dieses Angebot von Careum richtet sich speziell an betreuende Kinder und Jugendliche und ermöglicht ihnen, sich auszutauschen, Spass zu haben oder Tipps und Ideen zu teilen.
https://tinyurl.com/ybmspjda

147 – Beratung und Hilfe

für Kinder und Jugendliche in der Schweiz
Das kostenlose Angebot von
Pro Juventute unterstützt Kinder und Jugendliche, insbesondere Young Carers, bei verschiedenen Fragen via Telefon, Chat, SMS oder E-Mail.
www.147.ch 

Über die Onlinedatenbank des Förderprogramms «Entlastungs­angebot für betreuende Angehörige 2017 – 2020» finden Sie weitere Angebote. 

Links

Kontakt

Facia Marta Gamez
Sektion Nationale Gesundheitspolitik

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