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Unternehmen sind zum Schutz der psychischen Gesundheit verpflichtet

Ausgabe Nr. 133
Mär. 2022
Betriebliches Gesundheitsmanagement

Erwerbstätige verbringen einen Grossteil ihres Alltags am Arbeitsplatz. Umso wichtiger sind eine sinnvolle Arbeits­gestaltung und -organisation sowie ein unterstützendes soziales Umfeld. Psychosoziale Risiken wie Stress, Burnout oder sexuelle Gewalt lassen sich genauso systematisch angehen wie andere Risiken im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz.

Verschiedene Faktoren können die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz beeinflussen – positiv wie negativ. Gute Arbeitsbedingungen fördern das Wohlbefinden und Selbstwertgefühl von Arbeitnehmenden. Ungünstige Arbeitsgestaltung, Überbelastung, Mobbing, sexuelle Belästigung, Gewalt oder Suchtmittelmissbrauch hingegen gehören zu den Risikofaktoren. Im schlimmsten Fall können sie psychische und gesundheitliche Beschwerden auslösen und die natürlichen Ressourcen des Menschen blockieren, was die Leistungsfähigkeit vermindert und letztlich auch dem Unternehmen schadet. Gemäss dem «Barometer Gute Arbeit», das jährlich von Travail.Suis­se und der Berner Fach­hochschule erhoben wird, gaben 2021 fast 45 Prozent der Arbeitnehmenden an, sich durch ihre Arbeit häufig gestresst zu fühlen. Das ist ein neuer Höchstwert mit schwerwiegenden Folgen: 2020 beliefen sich die durch Stress verursachten Kosten am Arbeitsplatz gemäss Job-Stress-Index von Gesundheitsförderung Schweiz auf 7,6 Milliarden Franken. Stress entsteht durch ein wahrgenommenes Ungleichgewicht zwischen Arbeitsbelastung und eigenen Ressourcen. Arbeitgeber sollten deshalb zu Beginn eines Arbeitsverhältnisses genau darauf achten, dass die Arbeitsaufgaben und -abläufe auf die Arbeitnehmenden abgestimmt sind.

Probleme frühzeitig ansprechen

Arbeitsgesetz und Obligationenrecht verpflichten Arbeitgeber dazu, alle notwendigen Massnahmen zu treffen, um die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen. Bei den psychosozialen Risiken geht es um strukturelle Merkmale der Arbeitssituation wie zum Beispiel die Organisation der Arbeitszeit oder wie im Betrieb kommuniziert wird. Auch ist es wichtig, die Arbeitsbedingungen durch periodische Mitarbeitendengespräche oder das Thematisieren von Problemen an Sitzungen regelmässig zu evaluieren. So können Führungskräfte frühzeitig mögliche Indikatoren für übermässige psychische Belastungen erkennen und angehen. Gleich wie die Arbeitssicherheit wird auch der Gesundheitsschutz regelmässig durch die kantonalen Arbeitsinspektorate kontrolliert. Dazu zählt auch der Schutz der psychischen Gesundheit. «Die Arbeitsinspektorate überprüfen, ob Unternehmen in der Schweiz über die zum Gesundheitsschutz notwendigen innerbetrieblichen Strukturen verfügen», sagt Christophe Iseli von der Eidgenössischen Arbeitsinspektion beim Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO). «Im Bereich psychische Gesundheit gehört dazu zum Beispiel das Bestimmen einer Anlaufstelle, die Mitarbeitende bei Problemen wie Mobbing oder sexueller Gewalt aufsuchen können.» Grössere Unternehmen haben oft betriebsinterne Strukturen, während kleinere häufig eine externe Stelle beauftragen. Letztere stellt auch die Neutralität der Ansprechperson sicher, die bei psychosozialen Risiken besonders wichtig ist.

Gesundheitspolitische Priorität

Die Gesundheit in der Arbeitswelt ist eines von acht Zielen in der gesundheitspolitischen Strategie des Bundesrats 2020–2030. Der Entwicklung und Implementierung von Präventionsmassnahmen, die im Bereich der psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz messbare Wirkungen erzielen, kommt dabei eine grosse Bedeutung zu. Das BAG unterstützt verschiedene Projekte zum Schutz der Gesundheit von Arbeitnehmenden – auch im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Die Pandemie hat die Arbeitsbedingungen vielerorts stark verändert, was sowohl positive als auch negative Folgen hat (siehe auch Artikel «Wie die neue Arbeitswelt die Gesundheit am Arbeitsplatz verändert» auf S. ). Die Plattform www.dureschnufe.ch, eine Plattform für psychische Gesundheit rund um die Pandemie, be­inhaltet unter anderem Tipps für das Arbeiten zu Hause, Strategien gegen Isolation sowie eine Übersicht über Angebote für Betroffene.

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Kontakt

Lea Pucci-Meier
Sektion Nationale Gesundheitspolitik

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