Klare Prozesse erleichtern die Zusammenarbeit im Bereich Demenz
Okt. 2021Interprofessionalität und koordinierte Versorgung
Bei der Pflege von Menschen mit Demenz ist eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) entscheidend. Um die IPZ im Bereich Demenz zu erleichtern, hat das BAG ein Handbuch für Gesundheitsfachpersonen erstellt, das Assessmentinstrumente für die Langzeitpflege von Demenzbetroffenen aufzeigt.
In der Schweiz leben immer mehr ältere und chronisch kranke Personen, darunter auch viele Menschen mit Demenz. Sie beanspruchen mehr Gesundheitsleistungen, benötigen mehr Konsultationen unterschiedlicher Fachpersonen und nehmen oft mehrere Medikamente gleichzeitig ein. Bei der Behandlung von Personen mit Demenz ist meist eine Vielzahl medizinischer Fachpersonen und Gesundheitsinstitutionen involviert, was zu einem wachsenden Bedarf an IPZ führt.
Um die Behandlungsqualität auch bei mehreren beteiligten Fachpersonen gewährleisten zu können, müssen Schnittstellen und Übergänge gut organisiert sein sowie Doppelspurigkeiten frühzeitig erkannt werden. Eine gute IPZ kann die Anzahl an Fehlbehandlungen reduzieren, Spitalaufenthalte verkürzen und die Zahl an Nachkonsultationen minimieren.
Standardisierte Prozesse für eine koordinierte Behandlung
Auch die Nationale Demenzstrategie (2014–2019) beschäftigte sich mit der Problematik der Schnittstellen. So bestand ein Ziel der Strategie darin, die Versorgungsqualität von Menschen mit Demenz entlang der gesamten Versorgungskette sicherzustellen. Um dieses Ziel zu erfüllen, wurden interprofessionell erarbeitete Instrumente gefördert. Dazu hat das BAG in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Alterspsychiatrie und -psychotherapie (SGAP) und der Schweizerischen Fachgesellschaft für Geriatrie (SFGG) 2019 die Broschüre «Assessments in der Langzeitpflege für Menschen mit Demenz bei Verdacht auf Depression, Delir sowie behaviorale und psychologische Symptome» verfasst. Das Handbuch beschreibt diese drei häufigen Symptome und legt Assessmentinstrumente und Handlungsempfehlungen dar. Es wurde zunächst für stationäre Einrichtungen konzipiert, derzeit ist aber eine Anpassung für die ambulante Pflege in Arbeit, welche demnächst veröffentlicht wird.
Betreuung über gesamte Versorgungskette hinweg
Die Assessmentinstrumente definieren standardisierte Prozesse, die eine Diagnosestellung erleichtern. Die breite Anwendung der Assessments ermöglicht bereits bei ersten Anzeichen einer Demenzerkrankung frühzeitige Abklärungen und bewirkt eine standardisierte Beurteilung und Qualität der Betreuung, Behandlung und Pflege bei allen beteiligten Gesundheitsfachpersonen, indem sie systematisch über den ganzen Krankheitsverlauf hinweg angewendet werden.
Silvia Silva Lima, Fachexpertin Demenz im Pflegezentrum Käferberg in Zürich, schätzt Assessmentinstrumente in ihrer täglichen Arbeit: «Die interprofessionelle Zusammenarbeit ist ein wichtiges Kriterium, um die ganzheitliche Begleitung der Person mit Demenz gelingen zu lassen. Assessmentinstrumente sind dabei die Grundlage für den strukturierten Austausch. Gemeinsam werden die Situation, der Krankheitsverlauf, die Stimmungslage und das Verhalten der Person mit Demenz differenziert betrachtet und die Resultate analysiert, um die Ziele und die Massnahmen der medizinischen, pflegerischen und therapeutischen Betreuung zu koordinieren und zu optimieren.»
Um den Wert der Assessments zu steigern, ist es daher wichtig, die Empfehlungen und Instrumente in den verschiedenen Berufsgruppen des Gesundheitswesens bekannt zu machen und breit anzuwenden. So kann sichergestellt werden, dass die Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen in allen Krankheitsphasen und unter Berücksichtigung ihrer individuellen Lebensumstände eng begleitet und fachkundig unterstützt werden können.
Menschen mit Demenz beanspruchen oft Gesundheitsleistungen von vielen unterschiedlichen Fachpersonen. Deshalb ist eine gute interprofessionelle Zusammenarbeit in der Behandlung und Betreuung von Personen mit Demenz essenziell.