Luftqualität in Innenräumen optimieren
Sep. 2022Umwelt und Gesundheit
Jeden Tag kommen wir mit Chemikalien in Berührung. Sie finden sich beispielsweise in Baumaterialien, Möbeln oder Haushaltsprodukten. Aus dem Boden kann zudem das radioaktive Edelgas Radon in Häuser eindringen, das in der Schweiz geologisch bedingt unterschiedlich stark auftritt. Das BAG ist für die Umsetzung des «Aktionsplans Radon 2021–2030» zuständig und informiert zu Massnahmen für den Gesundheitsschutz.
In unserer Wohnung verbringen wir die meiste Zeit unseres Lebens. Zur Luftqualität in Innenräumen ist jedoch wenig bekannt – im Gegensatz zur Luftqualität draussen –, weil Erhebungen in privaten Räumen schwierig sind. Offene Verbrennungsprozesse, ausgelöst zum Beispiel durch Rauchen oder das Anzünden von Kerzen, gehören zu den relevantesten Luftbelastungen in Innenräumen: Sie setzen Feinstaub, Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlenmonoxid frei. Zudem können Baustoffe oder Möbel Chemikalien in die Raumluft abgeben, die Kopfschmerzen, Müdigkeit und Unwohlsein auslösen oder die Schleimhäute reizen. Langfristig können einige dieser Substanzen in seltenen Fällen gar Krebs erzeugen oder das Hormonsystem stören.
Diese Belastungen können durch individuelle Massnahmen reduziert werden:
- Verzicht auf Rauchen und Produkte wie Räucherstäbchen oder Raumduftsprays
- Regelmässiges Saubermachen, Waschen von Heimtextilien etc.
- Abstauben zur Reduzierung von belastetem Staub
- Regelmässiges Lüften
Radon: Gesundheitsrisiko aus dem Bauuntergrund
Das radioaktive Edelgas Radon kommt in unterschiedlicher Konzentration im Untergrund vor und kann aus dem Boden in Häuser eindringen. Seine Zerfallsprodukte werden mit der Raumluft eingeatmet und führen zu einer Strahlenbelastung des Lungengewebes, was langfristig zu Lungenkrebs führen kann.
Mit dem vom Bundesrat 2020 verabschiedeten «Aktionsplan Radon 2021–2030», für dessen Umsetzung das BAG verantwortlich ist, wird der Schutz der Bevölkerung gefördert:
- Umsetzung des Radonschutzes bei Neu- und Umbauten
- Radonmessungen in Schulen und Kindergärten
- Thema Radon als Teil der Ausbildung von Baufachleuten
- Sicherstellen des Radonschutzes an Arbeitsplätzen
Zum individuellen Schutz gehört auch das Kennen des eigenen Gesundheitsrisikos durch Radon – dazu hat das BAG auf seiner Website eine Radonkarte aufgeschaltet. Dort gibt es auch Informationen dazu, ob eine Messung im eigenen Wohngebäude dringlich ist und bei welchen kantonalen Verantwortlichen man sich für weitere Schutzmassnahmen melden kann.
Nationale Gesundheitsstudie soll Verständnis zu Umwelteinflüssen verbessern
Obwohl wir täglich mit chemischen Substanzen in Kontakt kommen, fehlen umfassende Langzeitdaten über deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Um diese Lücke zu füllen, plant das BAG in Zusammenarbeit mit Forschenden ein nationales Programm zum Sammeln von Biomonitoring- und Gesundheitsdaten: die Schweizer Gesundheitsstudie.
Diese soll Erkenntnisse über die Gesundheit der Bevölkerung liefern mit dem Ziel, den Einfluss von Umwelt, Chemikalien, Lebensstil und persönlichen Merkmalen auf die Gesundheit besser zu verstehen. Schweizweit sollen 100 000 Personen zu ihren Lebensgewohnheiten und ihrem Konsum befragt werden und eine medizinische Untersuchung absolvieren. Die Resultate werden mit Umwelteinflüssen in Beziehung gesetzt, denen die befragten Personen in ihrer Umgebung ausgesetzt sind.
«Mit dieser Kohorten-Studie wollen wir über einen längeren Zeitraum Daten sammeln, was Aussagen zur Gesundheit der erwachsenen Bevölkerung sowie ein besseres Verständnis zu den Auswirkungen von Umwelt und Lebensstil auf die Gesundheit ermöglicht», sagt Steffen Wengert, Leiter Abteilung Chemikalien beim BAG. «Damit können auch Erkenntnisse über das Aufkommen von Infektionskrankheiten und nichtübertragbaren Krankheiten gewonnen werden.» Die Studie soll zudem Entscheidungsgrundlagen für Massnahmen der öffentlichen Gesundheit und Gesundheitspolitik schaffen, etwa im Zusammenhang mit Epidemien oder regionalen Umweltverschmutzungen.
In einer Pilotstudie (2019 bis 2021), an der rund 750 Personen aus den Kantonen Waadt und Bern teilnahmen, wurden erste Methoden ausprobiert und die nötige Infrastruktur entwickelt und getestet – die Ergebnisse werden derzeit ausgewertet. Die Teilnehmenden dieser Pilotstudie beantworteten verschiedene Fragebögen (zu Gesundheitszustand, Beruf, Wohnort, Ernährung, Lebensgewohnheiten), gaben Blut- und Urinproben ab und absolvierten einen Gesundheitscheck. In einem nächsten Schritt werden bis 2023 die Rahmenbedingungen für die Durchführung der Studie abgeklärt.
Links:
www.schweizer-gesundheitsstudie.ch
Bericht des Bundesrats vom Mai 2017