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Umweltzerstörung und Gesundheitssystem: tiefgreifende Veränderungen notwendig

Ausgabe Nr. 135
Sep. 2022
Umwelt und Gesundheit

Forum. Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die sich aus den globalen Umweltschäden ergeben, werden immer deutlicher und stellen eine grosse Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar.

Und das Gesundheitswesen trägt eine Mitverantwortung: Umweltschäden, die durch den Betrieb des Gesundheitswesens selbst verursacht werden, wirken sich ebenso stark auf die menschliche Gesundheit aus wie ärztliche Behandlungsfehler.*1

Die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen erfordert tiefgreifende systemische Veränderungen in der Art und Weise, wie wir produzieren, konsumieren und in der Welt sind. Das gilt auch für unser Gesundheitssystem. Denn die Funktionsweise unserer Gesundheitssysteme umfasst viele Merkmale unserer westlichen Gesellschaften: unbegrenzte Produktion von Pflegeleistungen, die durch falsche finanzielle Anreize gefördert werden, blindes Vertrauen in neue, energieintensiveTechnologien oder Ressourcenverschwendung. Wenn also der Umbau unserer Gesellschaften aufgrund der ökologischen Grenzen unseres Planeten notwendig ist, dann ist der Umbau unseres Gesundheitssystems ebenso notwendig.

Klimastrategien zur Reduzierung derTreibhausgasemissionen sollten auch Massnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit beinhalten. Eine Pandemie wie Covid-19, die mit der Zerstörung natürlicher Lebensräume in Verbindung steht, ist ein gutes Beispiel dafür. Die Co-Benefit-Perspektive ist ein interessanter Ansatz, um die Gesundheitsdienste neu zu denken – auch weil es zahlreiche Co-Benefits in Bezug auf Prävention und Gesundheitsförderung gibt, die sich aus bestimmten Klimastrategien ergeben. Dies gilt beispielsweise für die geringere Luftschadstoffbelastung, die mit der geringeren Verbrennung fossiler Brennstoffe ein- hergeht, oder für die Bewegungsförderung, die sich aus der Stärkung der aktiven Mobilität ergibt. Die Interdependenz zwischen Gesundheit der Bevölkerung und Gesundheit der natürlichen Ökosysteme ermutigt somit dazu, die Synergien zwischen Gesundheits- und Nachhaltigkeitseinrichtungen zu stärken.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet den Klimawandel als «grösste Bedrohung für die Gesundheit der Menschheit».*2 Diese Botschaft sollte von den Akteuren des Gesundheitswesens nicht nur aufgenommen, sondern auch weitergegeben werden. Nur so können die notwendigen Veränderungen in unserem Gesundheitssystem vorgenommen werden, die eine angemessene Antwort auf die Herausforderungen des gegenwärtigen Umweltnotstands darstellen.

*1 Eckelman MJ, Huang K, Lagasse R, Senay E, Dubrow R, Sherman JD. Health Care Pollution And Public Health Damage InThe United States: An Update. Health Aff. (Millwood). 2020;39(12):2071-9.
*2 The Health Argument for Climate Action – COP26 Special report on Climate Change and Health, World Health Organization, Geneva, 2021.

Kontakt

Prof. Nicolas Senn, Chefarzt der Abteilung für Hausarztmedizin, Unisanté, Lausanne

Dr. Julia Gonzalez Holguera, Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit, Universität Lausanne

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